Bereits Anfang des Jahres durfte ich – für kurze Zeit – das iPad Pro 12 näher unter die Lupe nehmen. Sosehr mich die Grösse faszinierte, für den täglichen, mobilen Einsatz wäre das Gerät für mich nicht geeignet gewesen. Im März kündigte Apple eine 9,7 Zoll grosse Version an – für mich die perfekte Grösse, da ich bisher schon das gleich grosse iPad Air 2 verwendete. Also ging es am 31. März ins Apple Store nach München, um mir dort, direkt zum Launch, das quasi «kleine iPad Pro» zu holen. Meine ersten Erfahrungen gibt es hier im Test.
iPad Pro 9.7 Testbericht
Inhaltsverzeichnis
Apple hat sich für das zweite iPad Pro einiges einfallen lassen – auch neue Dinge im Vergleich zum 12 Zoll grossen Bruder. Vorne weg – das Truetone Display mit besserer Farbdarstellung und eine verbesserte Kamera. Zusätzlich ist das Gerät auch in Rosegold verfügbar und mit bis zu 256 GB – eine Änderung, die im Zuge der Vorstellung des 9,7 Zoll iPads, aber auch für das 12 Zoll grosse iPad Pro angekündigt wurde. Leider gibt es auch leichte Einschränkungen. In Sachen RAM wurden nur 2 GB verbaut, auch der Prozessor wurde etwas gedrosselt.
Lieferumfang
- iPad Pro 9.7
- Lighning Kabel
- Netzteil
Verarbeitung
Apple typisch gibt es hier keine Mängel. Wie immer ein solide verarbeitetes Gerät im reduzierten Alu-Gehäuse. In Sachen Farben gibt es dieselben Varianten wie beim iPhone 6S – also Spacegrey, Silber, Gold und Rosegold. Optisch gleicht das Gerät beinahe komplett dem iPad Air 2, grössere Unterschiede werden nur beim LTE Modell sichtbar durch die Veränderung des Antennenteils. Früher war dieser komplett mit schwarzem Plastik verkleidet, beim iPad Pro gibt es nur mehr die vom iPhone 6 (s) bekannten Antennenunterbrecher.
Auch im kleineren iPad Pro sind vier Boxen verbaut, dementsprechend gibt es auch vier perforierte Teile im Gehäuse. Auch im 9,7 Zoll Modell klingen die Boxen wirklich toll, ein Genuss bei Filmen oder Musik.
Display
Hier spielt das iPad Pro seine wahre Stärke aus. Die Auflösung liegt, nach wie vor, bei 2048 x 1536 Pixeln – das war es aber auch schon mit Gemeinsamkeiten. Das Display bietet eine 25 % bessere Farbsättigung und ist das erste Apple Gerät mit sogenanntem True Tone Display. Diese Technologie soll Bilder, unabhängig vom Umgebungslicht, immer gleich darstellen – quasi ein permanenter Weissabgleich bei der Darstellung. Realisiert wird dies mit vier Umgebungslichtsensoren.
Im Test funktionierte das TrueTone Display wirklich gut. Das Feature erinnert ein wenig an Night Shift. Anfangs kostete es mich etwas Mühe, mich daran zu gewöhnen, nach einigen Stunden trat aber – leider viel zu grosse – Gewöhnung ein. Die Farben wirken deutlich besser und echter, sodass ich mir bereits nach kurzer Zeit ein ähnliches Display für mein iPhone wünschte. Villeicht kommt Apple diesem Wunsch beim nächsten iPhone nach ,…
Prozessor
Hier kommt Apples A9X Prozessor inkl M9 Coprozessor zum Einsatz. Technisch der gleiche Chip wie im grösseren iPad Pro, in Realität wurde der Prozessor laut Benchmarks aber ein wenig gedrosselt. Inwiefern sich dies bei der Leistung tatsächlich auswirkt, bleibt fraglich. Der Prozessor ist deutlich leistungsstärker als sein Vorgänger, nicht nur bei der reinen Rechenleistung, sondern vor allem auch bei der Grafik.
Mit dem integrierten Touch-ID-Knopf könnt ihr auch Apple Pay Käufe einleiten, beim online Shopping.
Akku
Auch hier gibt es wenig Überraschungen. Apple versucht meist die Akkulaufzeiten von Geräten quasi gleich zu halten – und so wirkt es auch für mich. Das iPad Pro 9,7 hält bei normaler Benutzung rund 10 Stunden, lange genug für einen Arbeitstag, ähnlich verhielt es sich auch beim Vorgänger. Und das trotz TrueTone und etwaigem aktivem Zubehör – meiner Meinung nach, bei der geringen Bauhöhe, eine gute Leistung.
Kamera
Hier hat das iPad Pro 9,7 deutlich zugelegt – im Vergleich zum iPad Air 2 als auch zum iPad Pro 12. Im Endeffekt kommt die gleiche Kamera wie im iPhone 6s zum Einsatz, bedeutet, dass auch live Fotos und 4k Videos zur Verfügung stehen. Inwiefern eine derartige Leistung im iPad wünschenswert oder gar notwendig ist, bleibt Geschmackssache. Eine negative Änderung zieht die bessere Kamera leider nach sich: Ähnlich wie das iPhone hat nun auch das iPad Pro einen sogenannten <<Camera Bump>>, bedeutet, die Kamera steht aus dem Gehäuse. Allerdings Entwarnung: Das Gerät kippelt – flach auf dem Tisch liegend, ohne Schutzhülle – dennoch nicht.
Technische Details
- Grösse: 240 mm x 169,5 mm x 6,1 mm
- Gewicht: 437g Wi-Fi / 444g Wi-Fi + Cellular
- Display: 9,7 Zoll
- Auflösung: 2048 x 1536 Pixel bei 264 ppi
- Technologie: Retina, TrueTone
- Prozessor: A9X mit M9 Coprozessor
- RAM: 2 GB
- Speicherplatz: 32 GB / 128 GB / 256 GB
- Akku: Lithium-Polymer Batterie mit 27,5 Wattstunden für 9-10 Stunden Betrieb
- Schnittstellen: Lightning und 3,5 Zoll Klinke
- Sensoren: Touch ID, 3-Achsen Gyrosensor, Beschleunigungssensor, Barometer, Umgebungslichtsensor
- Kamera Front: 5 Megapixel FaceTime HD-Kamera, 720p Video
- Kamera Rückseite: 12 Megapixel iSight Kamera, 4k Video
Software
Auch auf dem kleineren iPad Pro kommt klassisches iOS zum Einsatz. Eine besondere Anpassung für die Pro-Anwendung gibt es nach wie vor nicht. Natürlich gibt es auch das Smart Keyboard und den Apple Pencil, auch dafür gibt es aber nur sehr geringe Anpassungen des sonst eigentlich vom Smartphone stammenden Betriebssystems.
iOS 9.3
Sosehr ich iOS schätze, so sehr wünsche ich mir auch eine adäquate Weiterentwicklung. Wie auch im damaligen Podcast besprochen, fehlt es einfach an Pro Features in Apples Betriebssystem. Natürlich, mittlerweile gibt es so etwas Ähnliches wie Multitasking – immerhin können zwei, unterstützte, Apps nebeneinander dargestellt werden, nichtsdestotrotz fehl es hier an wirklichen Innovationen und Konfigurierbarkeit. Apples Pencil ist nach wie vor genial, dennoch würde ich mir hier eine tiefere Integration in das Betriebssystem wünschen.
Neben der mangelnden Unterstützung seitens Apple fehlt es auch nach wie vor weiterhin an entsprechenden Anwendungen für Profis. Nach wie vor gibt es die Killer-App für die Pro-Geräte nicht. Ohne Frage, aufgrund der gewohnten Displaygrösse, ist das Bedürfnis nach mehr Ausnutzung des Platzes nicht so groß wie bei einem 12 Zoll Gerät, nach der deutlich tieferen Kerbe die das Pro Gerät in den Geldbeutel schlägt, würde ich mir aber schon mehr Einsatzgebiete als bei einem iPad Air 2 wünschen.
Nichtsdestotrotz – Apple sagt es in der Werbung klar – ein iPad Pro kann einen Computer respektive ein Notebook ersetzen. Diesem Ruf sind bereits so manche Blogger gefolgt – und auch ich werde es versuchen – ich stecke mir selbst das Ziel ein Monat lang nur das iPad Pro zu nutzen. Bald könnt ihr hier mehr davon lesen.
Fazit zum iPad Pro 9.7
Das iPad Pro 9.7 Zoll ist ohne Frage mein iPad der Wahl. Von seinem grösseren Bruder war ich in Sachen Performance sehr überzeugt – dies setzt sich im iPad Pro fort. Das der Prozessor gedrosselt wurde, und weniger Arbeitsspeicher zur Verfügung steht, merke ich nicht. In Realität wird die Mehrleistung des grösseren iPad Pro wahrscheinlich völlig durch die mehr zur Verfügung stehenden Pixel auch ausgereizt, sodass in Sachen Leistung keine Unterschiede entstehen. Die deutlich kompaktere Bauweise, die noch dazu den von mir geliebten iPad Airs gleicht, kommt mehr sehr entgegen, trotz allem ist die Grundfläche gross genug für die Verwendung einer vernünftigen Tastatur.
Überrascht war ich von den Weiterentwicklungen im Vergleich zum grösseren Modell – Das TrueTone Display ist eine geniale Erfindung, die ich mir künftig in allen iOS Geräten wünsche, auch die bessere Kamera ist willkommen.
Was die Hardware ohne Frage schafft, vermag die Software nicht – einen Pro Eindruck zu vermitteln. Nach wie vor fehlt es an entsprechenden Umsetzungen im Betriebssystem direkt und bei entsprechenden Apps von Drittherstellern. Ich hoffe dies ändert sich grundsätzlich mit iOS 10, dem dann ersten Betriebssystem, das in Konzeption nach dem Release des iPad Pro geht.
Ohne Frage, der Preis der Pro Modelle ist nach wie vor durchaus markant, teures Zubehör muss ebenso noch erworben werden. All jene, die bereits jetzt viel auf ihrem iPad arbeiten, werden die Verbesserungen schätzen, sofern das iPad nur zur Konsumation von Medien verwendet wird, sollte man sich den Kauf ggf. zweimal überlegen.
Hallo Jan,
danke für den Bericht. Auch ich versuche immer wieder mit dem iPad Pro (12) immer wieder produktiv zu arbeiten, aber es ist meines Erachten, zumindest in meinem Anwendungsfall, nicht wirklich möglich.
Der Flaschenhals ist immer das Betriebssystem, das mir einfach immer wieder einen Riegel vorschiebt. Gerade im Businessbereich ist es eben nicht immer möglich alle Daten in eine Cloud zu blasen, von daher müsste meines Erachtens dringlichst etwas am Dateisystem gemacht werden. Zugriff auf alle Dateien mit unterschiedlichen Apps. Ebenso müsste es möglich sein, dass man das selbe Programm (App) zwei mal öffnen kann, beispielsweise um zwei Worddokumente nebeneinander anzuschauen, oder um eine html-Datei und die entsprechende CSS Datei nebeneinander anzuzeigen und auch zu editieren (Webentwicklung).
Das ein iPad Pro durchaus einen Laptop/Desktop ersetzen kann denke ich je nach Anwendungsfall schon, allerdings müsste es dann möglich sein auf externe Medien zu schreiben. USB-Zubehör ist hier der Flaschenhals. Denn was bringt es mir, wenn ich entsprechende Musik einer Kauf-CD nur via iTunes übertragen kann, oder wie im Falle iOS10 upgrade, das System nur wieder mit einem iTunes Rechner Wiederherstellen kann? Hier hat Apple meiner Meinung nach einfach noch nicht fertig gedacht, oder schweigt die Probleme einfach tot.
Das man seinen Workflow etwas umbauen muss ist selbstverständlich, aber teilweise ist das so umständlich, dass ich nicht einmal Lust habe mir einen Workflow zu überlegen, wie es denn funktionieren könnte.
Hallo Flo,
hier noch der versprochene Artikel zu Arbeiten nur unter iOS:
http://www.pokipsie.ch/kolumne/erfahrungsbericht-umstieg-von-macos-auf-ios/
LG Jan
Ich hab ein Monat lang nur mit iOS statt macOS gearbeitet, da kommt hier noch ein längerer Blogbeitrag von mir. Unterm Strich kann ich dir aber zustimmen. Es ging – mit viel Umdenken – und manche Abläufe waren einfach viel zu kompliziert und dauerten auch nach „Perfektionierung“ viel zu lange. Das liegt einerseits an den Drittherstellern, am meisten aber an Apple direkt und dem sehr magerem Betriebssystem. Ich denke in Hardware und Leistung ist genug da, nur da muss die Software einfach noch weiter gehen. Gutes Beispiel eben: Multitasking. Es sollte bis iOS 10 dauern bis Safari zb. endlich mal zwei Tabs nebeneinander anzeigen kann?!
Bei Spezialanwendungen wirds dann noch schlimmer. Podcasten am iPad? Ginge, irgendwie, aber definitiv nicht ideal oder so wie man das will ,… Und schongarnicht ohne überteuertem Zubehör.
USB bzw. mangelnde Konnektivität war eigentlich kein Problem mit mich. Viel konnte ich über Bluetooth oder WLAN anbieten, hab aber auch ne passende HDD mit WLan und nen Lightning-USB-Stick (mit guter App), da wars dann natürlich deutlich leichter.
Auf den Artikel freue ich mich, ich hoffe du schreibst ein bisschen über deinen workflow mit Anwendungsbeispielen, da bin ich immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und Lösungen.
Bei macstories.net schreiben sie auch immer mal wieder darüber, da finde ich einige Sachen ganz spannend.
Na mal schauen was iOS 11? bringt 😉
Die Hoffnung stirb ja bekanntlich zu letzt…
All zu tief ins Detail geht es (noch) nicht, das wäre am Anfang zu viel gewesen da der Artikel schon sehr lang war. Kann mir aber gut vorstellen da mehr zu schreiben in Zukunft und dann auch gezielte UseCases raus zu greifen.
Bei iOS 11 bin ich da auch schon skeptisch. Das 9 noch nicht fit für das Pro war – ok – das kam vor dem Pro quasi. Aber mit iOS 10 hätten sie jetzt alle Chancen gehabt – und eindeutig keine genutzt.
Pingback: iPadOS Update: Diese iPads bekommen das neue Betriebssystem
Pingback: iPad Air mit M1-Chip | Pokipsie Network