The Legend of Zelda: Link's Awakening

Testbericht: The Legend of Zelda: Link’s Awakening – Zwischen Retro-Wahnsinn und Performance-Problemen

Mit The Legend of Zelda kreierte Nintendo dazumal auf dem NES eines der grössten Zugpferde der Unternehmensgeschichte. Der Hauptprotagonist Link ist genau wie Super Mario zu einer legendären Zugfigur geworden und ist immer in irgendwelchen Promotion-Videos zu sehen, wenn es darum geht Nintendo-Hardware zu bewerben oder zu pushen. Mittlerweile umfasst die Serie der Hauptspiele rund um The Legend of Zelda über 18 Spiele! Noch mehr gibt es an Ablegern der Reihe. Mit The Legend of Zelda: Link's Awakening für die Nintendo Switch erwartet uns allerdings kein neues Spiel, dafür aber ein vollständiges Remake eines der besten Zelda-Spiele. Ich habe nun viele Stunden im Titel verbracht und möchte vor allem als absoluter Fan des Game Boy Spiels hier meine Eindrücke hinterlassen.

The Legend of Zelda: Link's Awakening – Den Charme des Game Boy Spiels transportieren

Wie lange ist es nun her, dass ich Link's Awakening auf dem Game Boy spielt? Weit über 20 Jahre! Denn das Spiel ist ehrlich gesagt satte 26 Jahre alt und hat bis heute kaum von seinem Charme verloren. Bis heute zählt der Titel zu den besten Zelda spielen und das nicht nur, weil er damals die Hardware des Game Boy perfekt ausnutzte. Die Geschichte rund um den gestrandeten Link auf der mysteriösen Insel Cocolint und einem noch mysteriöserem Windfisch in einem Ei auf einem Berg, weiss in vielerlei Hinsicht zu überraschen. Vor allem gegen Ende hin, mit einigen Wendungen und interessanten Anspielungen auf andere Spiele von Nintendo. Für damalige Verhältnisse eines Game Boy Spiels einfach ein wahres Meisterwerk.

Mit The Legend of Zelda: Link's Awakening für die Switch bringt Nintendo nicht nur ein Remaster sondern gleich ein komplettes Remake auf den Weg (Link's Remakening *höhö*). Die Grafik ist in einer Art «Plastikstil» gehalten. Alles schimmert und hat eine glänzende Oberfläche. Als würde man Zinn- oder Kunststofffiguren bemalen und auf ein Diorama stellen. Es funktioniert! Es sieht wirklich gut aus und The Legend of Zelda ist in den letzten 25 Jahren durch viele Grafikstile gelaufen. Es gibt im Netz tatsächlich unterschiedliche Meinungen zur Optik von Link's Awakening. Ich finde es aber wirklich gelungen. Wer die Story kennt, wird auch merken, dass der Stil sogar ziemlich genau passt.

Beeindruckend ist allerdings die Detailarbeit, die Nintendo im Neuaufbau des Spiels steckte. Wer genau darauf achtet und den Vorgänger kennt, wird feststellen, dass das Spiel nahezu 1:1 in seiner Fläche nachgebaut wurde. Habt ihr den Vorgänger zur Hand, kauft doch einfach eine Schaufel im Shop und grabt kreisrunde Flächen einen Weg entlang. Ihr werdet feststellen, dass ihr genau diese Messung auch auf der Switch ausführen könnt. Die Wege sind nahezu gleichlang wie in der Game Boy Version.

Überragend orchestraler Soundtrack und flüssiges Scrollen

Eine der wohl wichtigsten Änderungen im Zusammenhang mit der Optik ist der nahtlose Spielfluss. Während man in der Game Boy Version von The Legend of Zelda: Link's Awakening noch von Quadrat zu Quadrat durch die Welt gescrollt ist, könnt ihr nun völlig frei herumlaufen. Zwar gibt es dafür nun sehr kurze Ladebildschirme, doch diese sieht man aber nur beim Begehen von Gebäuden und dort auch nur für 1-2 Sekunden. Das ist mehr als nur erfreulich und macht sich auch positiv auf den Spielfluss von Link's Awakening im Test bemerkbar.

Ebenfalls komplett neu ist der Soundtrack im Spiel. Die von damals bekannten Midi-Töne aus dem Game Boy Lautsprecher wurden in The Legend of Zelda: Link's Awakening für die Switch vollständig in einem orchestralen Soundtrack umgewandelt! Das ist mehr als nur bombastisch und trifft vor allem Fans des Spiels auf positive Weise mitten ins Herz. Vor allem dann, wenn man Marin das erste Mal das Lied des Windfischs singen hört.

Link's Awakening hat ein Performance-Problem

Was allerdings negativ bei all dem Lob über die Grafik und dem neuen Spielfluss so auffällt, ist die teilweise hart unterirdische Performance des Spiels. Ich bin jetzt nicht so der FPS-Jäger und gebe mich auch gerne mit 30 Bilder pro Sekunde (FPS) zufrieden. Allerdings gibt es Bereiche in denen Link's Awakening im Test drastisch einbricht. Aber rollen wir den Schinken doch erst einmal von hinten auf.

Normal läuft The Legend of Zelda: Link's Awakening mit 60 FPS und das sogar in vielen Bereichen. Je nachdem was auf dem Bildschirm so passiert, sind auch 30 FPS möglich. Die ersten grösseren Drops erfährt man bereits zu Beginn des Spiels, wenn man aus dem Dorf runter zum Strand läuft. Denn sobald ihr das Dorf verlasst und die Umgebung vom Strand sichtbar wird, bricht das Spiel für wenige Sekunden auf deutlich unter 30 FPS ein um gleich darauf wieder total flüssig zu laufen.

Da diese Performance-Drops immer dann sichtbar werden, wenn man in die Nähe eines neuen Gebietes kommt, erscheint es mir wie ein Streaming-Problem des Speichers in Verbindung mit der CPU. Denn normal läuft das Spiel eigentlich flüssig. Daher gehe ich davon aus, dass der Arbeitsspeicher ordentlich arbeiten muss und mit dem Datensalat einfach nicht hinterherkommt. Es gibt aber auch Regionen in denen konstant niedrigere FPS-Raten erreicht werden. Der Sumpf ist ein gutes Beispiel. Hier bleibt die Framerate sehr konstant recht niedrig, was wohl am Nebel, Wasser und den Gegnern liegt, die zusammengenommen der Switch viel abverlangen. Hier liegt es wohl weniger am Speicher, sondern eher an CPU und GPU.

Link's Awakening Remake mit vielen neuen Komfortfunktionen

Vieles, was dem Game Boy Spiel aus dem Jahr 1993 fehlte (auch wegen fehlender Buttons), ist nun fester Bestandteil des neuen The Legend of Zelda: Link's Awakening für die Nintendo Switch. Items wie der Krafthandschuh, das Schwert, der Schild und die Pegasus-Stiefel, sind nun festen Knöpfen zugeordnet. In der Game Boy Version musstet ihr noch die Items immer wieder im Inventar wechseln.

Grundsätzlich sind das Inventar und die Karte deutlich überarbeitet worden und das nicht nur optisch. Die Items lassen sich sehr komfortabel verschieben, zwei Knöpfe können immer mit beliebigen Gegenständen belegt werden und auf der Karte lassen sich Landmarks positionieren. Damit weiss man immer wohin man gehen muss und bekommt den Weg entsprechend angezeigt.

Interessant ist allerdings, dass sich Link nicht mehr frei in alle Richtungen bewegen kann. Trotz Analogstick sind nur 8 Richtungen möglich, was anfänglich sehr irritierend ist. Selbst die Gameboy-Version konnte sich trotz Digitalkreuz wesentlich freier im 2D-Pixelgeflecht bewegen. Man gewöhnt sich aber recht schnell daran. Zumal das Schwert dafür erstmals in 8 Richtungen auflad- und damit auch haltbar ist.

Der Dungeon-Builder: Leider keine echte Online-Funktion

Fans von Spielen zum Hang mit Selberbauen werden sich wahrscheinlich auch über den neuen Dungeon-Builder freuen. Wer die Nintendo DX Version des Spiels gespielt hat, erinnert sich doch bestimmt noch an die Hütte von Boris, dem Friedhofswärter aus Ocarina of Time, im Wald. Dort gab es den schon fast legendären Fotomodus im Spiel zu finden. Dieser ist zwar nicht mehr vorhanden, dafür aber mit dem Dungeon-Builder ein komplett neues Feature!

Um so mehr Tempel ihr im Spiel besucht und abschliesst, um so mehr Teile stehen euch bei Boris zur Verfügung. Die quadratischen Räume könnt ihr so nutzen, um euren ganz eigenen Dungeon zu bauen. Diese reichen von Fallen, Räume mit Bossen und Truhen, bis hin zu selbsterstellten Rätseln. Ihr könnt also so euren eigenen ultimativen Dungeon bauen und sogar euren Freunden zeigen. Allerdings gibt es hier einen kleinen Haken, denn die Level lassen sich dank fehlender Online-Funktion nicht hochladen.

Um die gebauten Tempel also zu euren Freunden zu bringen, braucht es eine Amiibo-Figur. Auf diese könnt ihr eure Dungeons abspeichern und die Figur bei einem Freund nutzen um auf seiner Switch den Dungeon wieder herunterzuladen. Hier hätte man sich vielleicht eine kleine Online-Funktion einfallen lassen können, damit Spieler von Link's Awakening ihre Projekte untereinander austauschen können. Schade, hier hat man sehr viel Potenzial für eine lebendige Community verschenkt.

Fazit: Trotz einiger Performance-Drops, mein Spiel für 2019!

Ganz ohne Umschweife: Für mich ist The Legend of Zelda: Link's Awakening das Nintendo Switch Spiel des Jahres 2019. Und ja! Ich gucke hier definitiv durch eine Zelda-Fanboy-Brille mit Retro-Gläsern. Es ist optisch beeindruckend, die Änderungen am Gameplay machen Sinn und heben den Komfort spürbar an. Ein absoluter Klassiker, der sehr gut (leider nicht perfekt) an die heutige Zeit angepasst wurde. Gamer, die die Game Boy Version nicht kennen, können hier bedenkenlos zugreifen, denn Zelda geht einfach immer! Der Titel hat mich einfach emotional berührt. So viel ist sicher.

Mit gemischten Gefühlen sehe ich allerdings tatsächlich die Performance des Spiels. Eigentlich ist es ja eher Nintendo-untypisch, derartige Probleme bei First-Party-Titeln zu sehen. Allerdings war nicht Nintendo für die Entwicklung selbst verantwortlich, sondern das Studio Grezzo, das bereits die Zelda-Spiele Ocarina of Time (Nintendo 3DS) und Majora's Mask (Nintendo 3DS) portierte. Das Studio ist also höchst erfahren. Auch wenn es sonst nie etwas zu beanstanden gab, hier sind die Performance-Probleme leider oft spürbar.

Auch die witzige, aber nicht ganz optimale Integration des Dungeon-Builders, wirft ein paar Fragen auf. Natürlich ist es ein tolles Feature und man hat auch im Nachgang noch etwas zu tun. Aber die wenigsten werden Amiibos auf der Switch nutzen, so dass man eher alleine damit beschäftigt ist, sich durch seine eigenen Dungeons zu prügeln. Das ist halt nicht ganz so spassig. Eine Online-Funktion wie bei Super Mario Maker 2 wäre hier wohl ein echtes Killer-Feature gewesen!

Dennoch: Eines meiner Lieblingsspiele aus der Kindheit erstrahlt in neuem Glanz, mit moderner Technik, angepassten Funktionen, mit himmlischem Soundtrack und gleichzeitig sehe ich so unendlich viel Nostalgie in diesem Game. Ich kann The Legend of Zelda: Link's Awakening nur jedem Fan der Zelda-Reihe empfehlen und auch darüber hinaus. In meinen Augen jedenfalls eines der Must-Have-Titel für die Nintendo Switch in diesem Jahr. Vor allem jetzt in der herbstlichen und bald winterlichen Atmosphäre. Zuhause auf der Couch wohl ein wahres Festessen für Adventure- und Rollenspiel-Fans.

2 Kommentare zu „Testbericht: The Legend of Zelda: Link’s Awakening – Zwischen Retro-Wahnsinn und Performance-Problemen“

  1. Pingback: Weihnachten 2019: Die besten Videogames für Konsolen und PC

  2. Pingback: gt4819 – SPIELE – Unhumane Masse - #GeekTalk Podcast

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen