Als uns Apple, an der letzten Keynote, die Dynamic Island vorgestellt hatte, war ich super hyped. Das kannst du zum Beispiel hier im #GeekTalk Daily Blog nachhören. Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie Apple ein «Problem» mit etwas Software und einem tollen Story-Telling als cool verkaufen kann.
Eines ist klar, es wird nicht lange gehen, werden die ersten Hersteller aus der Android-Welt auch eine solche Lösung anbieten.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
Inhaltsverzeichnis
Seit Jahren habe ich Smartphones bei mir im Test mit einer Punch-Hole. So zum Beispiel auch das sehr interessante OPPO Reno8 Pro 5G. Ich habe mich noch an jede Punch-Hole gewöhnt. Der Mensch ist einfach ein Gewonheitstier und man gewöhnt sich so an vieles. Natürlich fällt mir das Loch im Display (und je nach Hersteller sind es auch deren zwei oder gar drei) immer wieder auf und manchmal stört es auch. Aber in den meisten Fällen ignoriert das eigene Hirn dieses einfach.
Bin ich ein Marketing-Opfer?
Doch seit ich die Dynamic Island bei Apple kennen gelernt hab, nerven mich die Punch-Holes bei den ganzen Herstellern einfach nur noch. Warum ist das so? Bin ich da wieder einmal, der Apple Marketing-Maschinerie erlegen?
Ich würde sagen, ja und nein.
Ja, im Sinne von, es hat voll zugeschlagen und da ich seit gestern auch im Besitz eines iPhone 14 Pro bin, kann ich auch selbst mit der dynamischen Insel herumexperimentieren.
Nein, weil Apple es einfach immer wieder schafft, Dinge, die zu einem Problem werden könnten, gut zu verkaufen und diese spielerisch zu umgehen. Sind diese perfekt? Nein! Müssen sie das? Auch hier wieder; Nein!
Rollen wir das ganze einmal auf, andere Beispiele
Immer wenn Apple etwas anders löst, als dies die Masse tut, wird darauf herumgehackt. Das Spannende ist aber, dies passiert meist nur im Vordergrund. Im Hintergrund wird schon fleissig an einer eigenen Adaption gearbeitet.
Die Kopfhörerbuchse
Magst du dich noch daran an erinnern, als Apple, mit dem iPhone 7 die Kopfhörer-Buchse hat fallen lassen? Ein Riesenskandal war es, oder mit etwas Abstand einfach der Übergang in eine neue Welt.
Ja, Musik über Bluetooth übertragen war damals nur in einer weniger guten Qualität möglich. Doch aufgefallen ist das den meisten Musikkonsumenten eh nicht. Denn dafür braucht es zum einen qualitativ gute Musik, einen entsprechenden guten Kopfhörer und natürlich auch noch da Gehör dazu.
Was haben damals die einzelnen Hersteller gemacht, es gab ganz viel Shaming für Apple, Samsung allen voran hat gleich mit Werbekampagnen geschossen. Auch bei Nutzern von Android-Smartphones gab es zahlreiche Häme, mittlerweile gibt es kaum noch Smartphones (ich spreche von der breiten Masse) mit einem solchen.
Die Notch
Schon bevor Apple, die Notch, mit dem iPhone X einführte, gab es Android Smartphones mit Punch-Hole-Lösungen. Doch Apple hat den Einbau der Notch als Statement genutzt. Aus einem Problem eine Lösung geschaffen. Links und rechts neben der Notch nutzte Apple, wenn nötig als ein Menü. Nicht ganz perfekt, aber so gut, dass es in den meisten Fällen nicht gestört hat.
Gleichzeitig hat Apple das Ganze als Stilelement verkauft. Smartphones sind ein Werkzeug, damit bestreiten wir immer mehr in unserem Alltag. Für viele sind Smartphones ein notwendiges Übel. Ich weiss, das ist böse gesagt, doch viele beschäftigen sich nicht mit den Details, man kauft sich ein Apple, ein Samsung oder ein OPPO Smartphone und das aus Überzeugung, oder weil es einem egal ist. Die ganzen Smartphones diverser Hersteller gleichen sich auch stark. Der grösste Unterschied ist heute beim Kameradesign auszumachen.
Mit der Notch hat Apple ein Statement gesetzt. Ein jeder erkennt Screenshots oder auch Bilder von der Vorderseite eines Smartphones als ein aktuelles iPhone. Das gleiche, wie es Apple früher mit dem grosszügig und runden Home-Button getan hat.
Ach ja, kurz nach der Vorstellung hat sich Samsung und diverse andere Anbieter lustig gemacht über den Ausschnitt oben am Display.
Das Disketten- und DVD-Laufwerk und der USB-Port
Ich bin schon seit dem Macintosh Classic Computer mit Apple unterwegs. Neben den Apple Geräten nutze ich auch Windows, Linux, Android und weitere Technik. Doch Apple war schon immer gut im Abschneiden von alten Zöpfen und dafür bewundere ich den Konzern.
Ich mag mich an den riesigen Aufschrei erinnern, als Apple in seinem knallig-bunten iMac vorstellte. Nicht nur das neue, farbige und transparente Design hat für Aufruhr gesorgt. Auch die Einführung der damals noch sehr unbekannten USB-Schnittstelle. Später haben es alle gemacht.
Genauso war es beim Weglassen vom Disketten-Laufwerk, genauso, als Apple das CD-Laufwerk weggelassen hat und sagte, dass die Inhalte wie Software in Zukunft direkt aus dem Netz kommen werden.
Wie ist es heute? Vermisst ihr das Disketten-Laufwerk? Das DVD-Laufwerk? Ich auf jeden Fall nicht. Auch wenn beide zu ihren Zeiten extrem praktisch waren, um Backups anzulegen.
Nun kommt die Dynamic Island
Im Jahre 2022 bringt Apple mit seiner iPhone 14 Serie (zumindest den beiden Pro-Modellen) die Dynamic Island. Im Grunde ist auch das nur ein Loch, oder wenn man genauer hinschaut eine für die Kamera und eine breite für weitere Technik für Face ID und so weiter. Doch, durch das Dynamische in iOS 16 kommt hier etwas zum Tragen, was diese «Löcher» fliessend erweitert und mit «sinnvollen» Anzeigen erweitert.
Apple eigene Dienste/Apps
Hintergrund-Aktivitäten, wie ein Telefonanruf, ein Timer, der Musikplayer und viele andere fliessen einfach nach oben in die Dynamic Island. Umgesetzt ist das Ganze spielerisch aber nicht so heftig, dass es nervig wird. Aktuell findest du vorwiegend Apple eigene Apps und Dienste, welche auf diese zugreifen.
Dies sind aktuell die Apple eigenen Dienste und Apps, welche auf die Dynamic Island zugreifen:
- Eingehende Anrufe
- AirPods-Verbindung
- Face ID
- Apple Pay
- CarKey
- AirDrop
- Entsperren mit Apple Watch
- Tiefer Batteriestand
- Aufladen
- Stumm-Schalter Ein/Aus
- NFC-Interaktionen
- AirPlay
- Focus-Änderungen
- Kurzbefehle
- Flugmodus/keine Daten
- SIM-Karten Meldungen
- Accessoires-Verbindung
- Wo ist?
Doch das ist nicht alles. Die folgenden Hintergrund-Aktivitäten gehen auch auf die Insel:
- Bildschirm Aufnahmen
- Karten-Routen Navigation
- Laufender Aufruf
- Persönlicher Hotspot
- Sprach-Memos
- SharePlay
- Timer
Damit funktioniert schon sehr vieles, Systemweites, was in den Hintergrund geht, mit der Dynamic Island und das ist auch gut so. Da können sich die einzelnen App-Entwickler schon einmal Gedanken manchen, wie dass sie ihre App dafür umstellen/anpassen könnten.
Dynamic Island: Drittanbieter App-Lösungen
Apple stellt, über drei APIs, auch den App-Entwicklern diese zur Verfügung. Die erste ist die NowPlaying, eine bestehende iOS-API. Damit konnten schon unter iOS 15 Apps sich in den Apple eigenen System-Player einbinden. So, dass du zum Beispiel deinen Podcatcher der Wahl direkt im Sperrbildschirm ansteuern konntest. Das schöne, alle Apps, die die NowPlaying-API nutzen, haben automatisch den Gang in die Dynamic Island geschafft. Ohne ein weiteres zu tun der Entwickler. Das lässt sich natürlich noch etwas optimieren, aber dadurch können, unter anderem die folgenden Apps die Insel schon jetzt nutzen:
- Spotify
- Stitcher
- Audible
- Amazon Music
- NPR One
- Overcast
- Pandora
- YouTube Music
- SoundCloud
Eine weitere Schnittstelle, welche Apple seinen Entwicklern anbietet, ist die CallKit-API. Damit können Drittanbieter Apps ihre Anrufe direkt in die Apple Telefonschnittstelle einbinden. Das heisst, wenn ein Anruf über Threema ankommt, dann siehst du den als ganz normalen Anruf (mit einem kleinen Hinweis über die Quelle) auf deinem iPhone. Ein weiterer Vorteil, verpasste Anrufe tauchen dementsprechend auch in der Apple Telefon-App auf.
Wo ich das extrem schätze, ist es bei Anrufen, hier im Büro, welche bei mir auf meinem FRITZ!Fon rauskommen, landen dank der CallKit integration von AVM in der App direkt auf meinem iPhone.
Apps, welche CallKit unterstützen, landen auch automatisch auf der dynamischen Insel:
- Google Voice
- Skype
- FRITZ!App Fon
Ich nehme Wetten an, wie lange es noch dauert, bis sich Spotify beschwert, dass sie die Dynamic Island nicht nutzen können, obwohl sie es könnten, wie so bei vielem.
Ist die Dynamic Island der Weisheit letzter Schluss?
Apple hat seine Arbeit getan, die meisten ihrer Dienste greift, wo es Sinn ergibt, auf die Dynamic Island zurück. Nun ist es an den Entwicklern, hier auch Lösungen zu schaffen. Eigene Integrationen zu schaffen, damit deren ihre App sinnvoll und nicht zu aufdringlich im Hintergrund laufen können.
Natürlich wäre es cooler, wenn die ganzen Sensoren und die Kamera unter dem Display verschwinden würden. Wenn die komplette Oberfläche aus Display bestehen würde. Die ersten Bestrebungen in die Richtung bei OPPO zeigten, dass es hier noch einige an Forschung benötigen wird.
Ich bin schon sehr gespannt, was hier noch so alles kommen wird. Mit Hit The Island und ist auch schon kurz nach der Vorstellung die erste App aufgetaucht. Solche gibt es mittlerweile schon mehrere und es werden sicherlich auch noch einige folgen. Dazu kommen auch ganz sicher bald schon die ersten passenden Wallpaper, welche wie, damals bei Samsung ihrem ersten Smartphone mit einer Punch-Hole, diese gut unterstützen werden.
Um auf meine Frage von oben zurückzukommen. Natürlich habe ich mich ein wenig von Apples Marketing einvernehmen lassen. Doch dafür bin ich Apple nicht böse. Das Unternehmen schafft es, wie kein zweites Problem mit einer praktischen Lösung zu verkaufen. Wäre die Aussparung genauso umgesetzt wie bei allen anderen Smartphone. Bräuchte ich sicherlich mehr Zeit um mich daran zu gewöhnen, aber seien wir mal ehrlich, ich würde mich auch daran gewöhnen, wie ich mich an jedes Loch Punch-Hole bis jetzt gewöhnt hab.
Wer sich fragt, warum das Apple hier mehr als nur ein einfaches, kleines Loch für die Kamera einbaut? Der findet die Lösung schon bei der Apple Notch, seit dem iPhone X. Die Aussparung von Apple war schon immer grösser, weil sie hier einiges an spannender Technik verbaut hat. Dazu gehören, neben der TrueDepth (Selfie-)Kamera auch noch Sensoren für die Face ID und dem Abstandssensor etc.
Dank iOS 16 und der dynamischen Anpassung bekommst du davon kaum etwas mit. Einzig spannend zu sehen, wenn du dein iPhone entsperren möchtest und nicht direkt in die Kamera-Linse blickst, dann lockt dich diese mit einem feinen, weissen Umkreisung an.
Gespannt bin ich, wie sich das Ganze weiter entwickeln wird.
Wo sind die Mitbewerber?
Wie immer, bei grossen Neuvorstellungen vonseiten Apple findest du auch diese mal im Netz viel Hohn und Spot.
Bis jetzt habe ich noch keine wirkliche Reaktion von Samsung gesehen, das ist unüblich. Was wir aber bereits wissen ist, dass Hersteller wie Xiaomi und Realme an ihrer eigenen Adaption arbeiten.
Jetzt muss einfach Google (mit Android) schnell reagieren und eine zentrale Anlaufstelle auf Android-Core Basis liefern. Nicht, dass ein jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht.
Dynamic Island als Android App
Wenige Tage, nachdem mein Beitrag online ging, haben findige Entwickler schon ihre erste Android-Adaption gebastelt. Mit der «Dynamic Spot» App, im Google Play Store, bekommst du eine Art von Dynamic Island auf dein Android Smartphone.
Einmal installiert, musst du erst einmal einiges an Freigaben festlegen und dann auch noch einzelne Apps (oder auch alle) für den neuen dynamischen Bereich freigeben. Ein paar weitere Einstellungen und das gelegentliche neu starten der App funktioniert die Insel auch. Wenn auch mehr schlecht als recht, wie ihr in dem Bild sehen könnt.
Doof nur, dass es im Falle meines OPPO Find X5 Pro nicht um die Kameralinse herum passiert, sondern in der Mitte vom Display.
Jetzt bin ich natürlich gespannt über eure Gedanken.
Sehr gut geschrieben. Aber sind wir nicht alle Opfer von Apple? Wir gehen doch gerne ihre Marketing Schritte mit.
Die Frage ist doch immer, was ist Marketing und was ist eine wirkliche Verbesserung. Bei Apple verschwimmt hier vieles, was sich bei anderen Herstellern sehr schnell als einfacher Marketing-Stunt herausstellt. Somit schwierig zu sagen. Aber ja, natürlich, wenn man Apple positiv gestimmt ist, ist es einfacher in den Sog zu gelangen.
Solange Apple aber mit den Möglichkeiten erleichertungen bringt, ist dagegen ja auch nichts auszusetzen. Solange man das eine vom anderen unterscheiden kann. 😛
Sehr toll geschriebener Beitrag zu diesem tollen iPhone. Ich habe aktuell das iPhone 12 und bin zufrieden damit. Klar wäre es toll das neue iPhone 14 Pro zu haben, aber da spare ich dann wohl auf das iPhone 15.
Danke für dein Tech Content hier auf dem Blog lieber Pokipsie.