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Testbericht: Dragon Quest Builders 2 – Zu wenig Rollenspiel, zu wenig Minecraft?

Square Enix‘ Versuch mit Dragon Quest Builders ein Minecraft ähnliches Erfolgsrezept auf die Beine zu stellen, begann eher etwas zaghaft. Mittlerweile macht es der Nachfolger Dragon Quest Builders 2 deutlich besser, dennoch ist noch nicht alles Gold was glänzt und das merkt man nun auch im neusten Teil. Der Mix aus japanischem Rollenspiel (JRPG) und einem erweiterten Sandbox-Prinzip funktioniert, kann allerdings nicht in allen Bereichen überzeugen. Was mir persönlich fehlt und warum ich Dragon Quest Builders 2 dennoch wirklich gerne spiele, erkläre ich nun im Folgenden.

Dragon Quest Builders 2: Seichtes Story-Konzept und langatmige Einführung

Es ist schwer zu sagen, wo genau Dragon Quest Builders 2 geschichtlich ansetzt. Da es sich um einen Ableger der originalen Dragon Quest Serie von Square Enix handelt, darf man davon ausgehen, dass eine Abspaltung der Story aus Dragon Quest 2 hier genutzt wurde. Eventuell eine andere Zeitlinie? Wer weiss. Jedenfalls ist der Hohepriester und Magier Hargon zugegen und spielt eine wesentliche Rolle in der zerstörten Welt des Spiels. Doch hier will ich euch nicht all zu weit Spoilern. Immerhin müsst ihr keinerlei Vorkenntnisse im Dragon Quest Universum haben. Sowohl der erste Teil als auch hier der Zweite spielen völlig abgekapselt von der Hauptreihe.

Habt ihr euren Charakter erstellt und beginnt das Spiel, werdet ihr erst einmal ins Tutorial geworfen. Ein Schiff, auf dem euch die grundlegenden Aktionen erklärt werden und gefühlt nie zu Enden scheint. Die Einführung ist tatsächlich sehr langatmig und sie scheint nie Enden zu wollen. Das hat aber auch einen einfachen Grund: Dragon Quest Builders 2 nimmt euch an die Hand und lässt diese gefühlt auch nicht mehr los. Immer gibt es etwas zu erklären oder das Spiel WILL euch einfach alles erklären. Das geht so weit, dass ihr noch weit bis in die Spielmitte der Kampagne gesagt bekommt, wie ihr diverse Aktionen ausführt.

Das ist im Vergleich zu Minecraft, wo ihr einfach in eine Welt ohne jegliche Erklärungen geworfen werdet, etwas völlig anderes und es kann auch auf Dauer ermüdend wirken. Es ist zwar löblich alle noch so kleinen Aktionen erklären zu wollen, doch kann dies schon etwas nerven. Allerdings nimmt im Verlaufe des Spiels hier die Erklärungswut auch zunehmend ab. Das hilft immerhin etwas.

Das Bauen fügt sich nahtlos in die Geschichte ein

Was wirklich gut gelungen ist, ist allerdings das Einbinden der vielfältigen Baumöglichkeiten in die Geschichte. Natürlich läuft zwar alles irgendwie nach dem gleichen Schema ab, langweilig wird es an dieser Stelle aber eher selten. Ihr kommt in eine zerstörte Welt und müsst den Bewohnen dabei helfen, die Bauernhöfe, Provinzen und gar Städte wieder aufzubauen. Das ist jetzt nichts weltbewegendes, passt aber gut ins Konzept und bringt euch die Feinheiten der Sandbox-Welt näher.

Auch der Fortschritt ist spürbar, da immer bessere Blöcke und Items während der Reise freigeschaltet werden können, die nicht nur Häuser und Einrichtungen stark verbessern. Sie schalten dadurch auch weitere Bereiche im Spiel frei, die wiederum zu neuen Möglichkeiten führen. Die so erzeugte «Suchtspirale» macht tatsächlich Spass, auch wenn das Prozedere meist gleich abläuft.

So kommt ihr im Story-Mode nämlich immer wieder in neue Gebiete wo irgendwas aufgebaut werden muss. Anfänglich kleinere Bauernhöfe, die in ihren Möglichkeiten sogar ein wenig an Harvest Moon erinnern. Danach geht es mit grossen Häusern und sogar dem Aufbau von Städten weiter. Alles nach und nach und das ohne zu Überfordern. Alles getrost dem Motto: Baue die zerstörte Welt wieder auf! Dragon Quest Builders 2 schlüsselt das auf seine Weise gekonnt auf. Etwas eintönig, aber wirklich gut insziniert.

Allerdings könnt ihr nicht überall die volle Kreativität walten lassen. Bei Einrichtungen von Häusern, wie beispielsweise Küchen oder dergleichen, müsst ihr auf vorgefertigte Pläne setzen. Wie das Haus drumherum aussieht ist allerdings egal.

Total dröges Kampf- und Rollenspielsystem verschenkt viel Potenzial

Zuallererst muss ich hier los werden, dass Dragon Quest Builders 2 komplett nach Dragon Quest schreit. Was ich damit meine? Man merkt richtig, dass es sich um ein Rollenspiel aus dem DQ-Universum handelt: Angefangen von den Gegnern, den Charakteren bis hin zum Soundtrack. Das ist als Fan (wie ich einer bin…) einfach ein tolles Gefühl. Es sorgt aber an anderer Stelle für einen sehr bitteren Nachgeschmack. Denn so viel Rollenspiel ist hier gar nicht drin, um ehrlich zu sein eher nahezu gar nichts.

Natürlich sammelt ihr im Kampf Erfahrungspunkte, wenn ihr die Gegner ausschaltet und ja, ihr könnt auch im Level steigen. Dafür gibts dann entweder mehr Lebenspunkte oder mehr Ausdauer beim Hunger-Balken. Aber das wars dann auch schon. Ab und an gibts zwar auch eine neue Spezialattacke, aber besser macht es das schlussendlich nicht, denn das Kampfsystem selbst ist ebenfalls sehr rudimentär.

Denn bis auf nur einfach zuschlagen ist nicht drin. Knopf drücken, draufhauen, fertig. Und das alle solange bis der Gegner umfällt. Das macht nicht wirklich viel Laune, auch wenn man ab und an Mal einen Spezialangriff ausführt, aber mehr auch nicht. Das fühlt sich nicht wirklich nach Rollenspiel an. Natürlich könnte man argumentieren, dass Dragon Quest Builders 2 sich mehr auf das Bauen fokussiert und als Ableger nicht zwingend zu nah am Original sein muss. Das sehe ich zwar ähnlich, doch fühlt es sich alles mehr nach «gewollt, aber nicht richtig gekonnt» an. Das trübt den Gesamteindruck ziemlich.

Switch-Version des Spiels mit teils unterirdischer Performance

Als Testmuster haben wir Dragon Quest Builders 2 für die Nintendo Switch bekommen, worüber ich mich am meisten gefreut habe. Ich persönlich find es richtig toll, wenn grosse Konsolenspiele auch auf dem mobilen Handheld von Nintendo erscheinen und ich konnte das Spiel auch so mit in meinen Urlaub nehmen, was mir einige Abendstunden durchaus versüsste. Allerdings liegen bei der Performance des Spiels Licht und Schatten sehr stark beinander und in einigen Punkten gibt es nahezu nur noch Schatten…

Zuallererst sei gesagt, dass der Story-Modus eher weniger Probleme hat. Hier läuft das Spiel recht flüssig und Ruckler sind eher weniger zu spüren. Richtig schlimm wird es allerdings im Multiplayer-Modus, wenn ihr die Kunstwerker anderer Spieler begutachten wollt. Denn es ist möglich die Welten anderer Erbauer zu besuchen, was eigentlich einen der grössten Reize des Spiels ausmacht.

Da die Welten aber plattformübergreifend zur Verfügung stehen, kommt es teils zu ungeahnten Performance-Problemen. Dragon Quest Builders 2 bricht hier auf der Switch, je nach Stresssituation auf unter 10 Bilder pro Sekunde ein und das teils dauerhaft! Das macht das Spielerlebnis nahezu unerträglich. Es gibt auch in den Einstellungen des Spiels keinerlei Möglichkeiten die grafischen Settings zu ändern, um vielleicht solchen Framedrops entgegen zu wirken. Das zerstört je nach Karte auf der man sich befindet das Spielerlebnis und empfinden wir als ziemlich störend.

Fazit: Ich liebe Dragon Quest Builders 2! Aber es hätte mehr sein können

So lässt mich Dragon Quest Builders 2 eher mit einem gemischten Gefühl zurück, dass irgendwie nur schwer zu beschreiben ist. Die Sucht-Spirale aus Bauen, Fortschritt und Belohnung funktioniert unheimlich gut. Der Sandbox-Ansatz ist zwar weit weg vom Umfang eines Minecraft, ist aber dennoch im Vergleich zum ersten Teil enorm angewachsen und lässt nahezu unendlichen Spielraum der eigenen Kreativität. Im Story-Mode gibt es immer etwas zu tun und wer will, wird einfach in seiner ganz eigenen Welt kreativ.

Auf der anderen Seite nervt die eher belanglose Story, die kaum Antrieb verschafft. Da ist man froh, dass das Baussystem so sogerzeugend funktioniert. Zudem sind das Rollenspiel- und Kampfsystem nahezu nichtexistent und das macht einem dann schon zu schaffen, denn grade hier habe ich im Vergleich zum Vorgänger eine deutlichere Steigerung erwartet.

Und dann wäre da noch die teils stark unterirdische Performance im Multiplayer der Switch Version von Dragon Quest Builders 2. Da sind einige Welten von diversen Spielern nahezu unspielbar, während sie auf den anderen Konsolen ohne Probleme laufen. Das ist eigentlich nur logisch, aber Square Enix hätte immerhin Einstellungen bereitstellen können, die uns das Leben in diesen Welten erleichtert.

Nichtsdestotrotz ist Dragon Quest Builders 2 ein toller Nachfolger und macht eigentlich viele Dinge besser als der Vorgänger. Leider reicht es immer noch nicht ganz für eine richtig gute Wertung, aber Fans des DQ-Universums und baufreudige, kreative Köpfe bekommen mit diesem Teil der Reihe eine durchaus erfrischende Alternative.

1 Kommentar zu „Testbericht: Dragon Quest Builders 2 – Zu wenig Rollenspiel, zu wenig Minecraft?“

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