ACHTUNG! Dieser Artikel kann und wird Spoiler enthalten – vor dem Spoilerteil werden wir erneut darauf hin weisen.
Einen ausführlichen Test zum fünften Teil der Halo Serie mit dem Haupttitel «Guardians» haben wir bereits vor geraumer Zeit veröffentlicht. Kurz zusammengefasst bietet das Spiel einen ziemlich kurzen, aber gelungenen, Single Player Modus und eine umfangreiche Multiplayererfahrung – wie immer exklusiv für die Xbox, diesmal die Xbox One. Während in den meisten Tests die Technik im Vordergrund steht, möchten wir hier einen anderen Weg gehen – und speziell auf die Story eingehen.
Halo 5: Guardians – Die Story
Aber wieso eigentlich? Warum sollte den Spieler bei einem Shooter eigentlich die Story interessieren, ist sie doch oft nur eine gefühlt nervige Nebenaufgabe, die Entwickler leidlich auch erfüllen. Nicht so bei Halo – für Fans ist bei den fünf Hauptteilen des Spiels noch lange nicht Schluss. Rund um die Spiele entstand eine umfangreiche Backstory, ein erweitertes Universum, das mittlerweile 15 Romane, 8 Comicbände, 2 Kurzgeschichten Bände und unzählige Sachbücher fast. Viele wichtige / bekannte Autoren, einerseits aus dem Umfeld des Spiels an sich, andererseits auch bekannte Namen aus dem SciFi-Roman-Fach, konnten für die Umsetzungen der Bücher gewonnen werden. Namhafte Autoren und zusätzliche Investments in Sachen Story zahlen sich offensichtlich aus – einige der Bücher feierten grosse Erfolge und schafften es, was für Romane zu Videospielen selten ist, auf bekannte Bestseller Listen wie jene der New York Times oder Publisher Weekly.
In Sachen Story möchten wir hier speziell auf den fünften Teil des Videospiels eingehen. Sofern ihr – liebe Leser – auch einen weiteren Abriss der bisherigen Spiele und Romane wünscht – könnt ihr uns gerne hier entsprechende Kommentare hinterlassen.
«Halo 5: Guardians» spielt als zweites Spiel in der sogenannten Reclaimer Trilogie, die mit dem Vorgänger begonnen wurde. Es handelt sich dabei um die zweite Phase von Halo. Reclaimer sind Menschen mit speziellen Fähigkeiten – Ihnen alleine steht es offen, die Technologie der Urväter, eine überlegene Rasse, die auch die Halo-Ringe erbaute, zu aktivieren und nutzen. Zu diesem Thema gibt es bereits zwei eigenständige Trilogien in Buchform – die «Blutsväter Saga» von Greg Bear und die «Kilo-Five» Trilogie von Karen Traviss.
In Vorbereitung des Releases von «Guardians» wurde der neue Hauptcharakter Agent Locke entsprechend in der Serie «Halo Nightfall» eingeführt. Dabei handelt es sich um eine 70 Mio. Dollar teure, von Ridley Scott produzierte, Webserie mit fünf Folgen.
Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist der Spartaner Agent Locke, der Leiter eines Jägerteams, ein Team aus Spartanern. Vor Veröffentlichung des Titels war lange nicht klar, ob es auch das bekannte, alte Team rund um John, den Masterchief, den Weg ins Spiel finden wird. Hier möchte ich – noch vor dem Spoilerteil – Entwarnung geben – John ist auch im fünften Teil der Serie vertreten. Eine Überraschung, die spätestens mit der Veröffentlichung des Cover Arts klar wurde – das beide Spartaner auf dem Bild zeigte.
! Spoiler – Teil !
Ab hier können und werden Vorgriffe auf die spielbare Handlung von «Halo 5: Guardians» auftauchen. Solltet ihr das Spiel noch vor euch haben, und möchtet euch keine Überraschungen nehmen lassen, raten wir euch diesen Artikel erst nach der Absolvierung der Singe Player Kampagne weiterzulesen.
Zu Beginn des Spiels sehen wir der bekannte Doktor Halsey, die ehemalige Leiterin des Spartaner Programms und Entwicklerin der bekannten KI Cortana. Sie überträgt die KI auf einen Speicherkristall und entfernt sie aus dem Netzwerk, um sie mit sich zu nehmen. Anschliessend soll sie von dem Feuerteam Osiris aus Kamchatka evakuiert werden, da Angriffe der Blutsväter bevorstehen.
Parallel dazu befindet sich John auf einer Mission auf Argent Moon, während der er plötzlich Visionen von Cortana bekommt. Sie teilt ihm mit, dass Meridian das nächste Ziel von Angriffen sein soll, eine menschliche Aussenkolonie.
John beschliesst den Tipps von Cortana, gegen die Anweisungen seiner Generäle, zu folgen und sich nach Meridian aufzumachen. Dr Halsey informiert das Flottenkommando darüber, dass Cortana Zugang zu einem grossen Wissensnetzwerk der Blutsväter bekommen haben soll und seitdem ausser Kontrolle sei. Aufgrund ihrer starken Bindung zu John versuche sie ihn zu manipulieren und für ihre eigenen Zwecke einzusetzen. Das Flottenkommando beschliesst Agent Locke und die Guardians auf die Jagd nach dem mittlerweile abtrünnigen Master Chief und dessen Team zu schicken.
Auf Meridian entsteht letztlich eine spieltechnisch gut gelungene, aber Story technisch eher unrelevante Verfolgungsjagd. Zum Ende der Missionsreise kommt es zum Kampf zwischen Locke und John, wobei John diese erste Runde, mit Beschädigungen an seiner Rüstung, für sich entscheidet und letztlich fliehen kann. Die Missionen auf Meridian enthüllen die Existenz der Wächter, einer mächtigen Technologie der Blutsväter auf dessen Suche Cortana John und sein Team schickt. Die Suche führt sie tief hinter die feindlichen Linien nach Sunaion, eine Stadt der Sangheili (feindliche Alienrasse).
Letzten Endes entsteht ein langer, verworrener, Wettlauf um die Wächter, an dem sich einerseits John mithilfe von Cortana als vorerst Abtrünniger, andererseits Locke mit der UNSC im Rücken beteiligen. Aus rein technischer Sicht ist die Umsetzung wirklich gut gelungen, die permanenten Wechsel zwischen den Charakteren machen Spass, die Story bleibt aber leider auf Strecke. Das Ende, das wir hier trotz Spoilerankündigung nicht vorwegnehmen möchten, ist insofern sehr naheliegend. Halo konnte oft mit wirklich guten und radikalen Änderungen im Verlauf aufwarten und war dadurch oft nicht ganz vorhersehbar, im fünften Teil der Reihe wurde diese Kunst aber leider nicht geschafft. Trotz allem liefert das Ende vorwiegend eine gute Ausgangsbasis für den dritten und letzten Teil des Reclaimer Zyklus, der mit Halo 6 seinen Abschluss finden wird. Hier verhält es sich für mich eigentlich analog Halo 2 und Halo 3 – der zweite Teil erschien mir damals bereits wie eine grosse Vorbereitung für das grosse Finale, in der quasi zweiten Halo Trilogie habe ich erneut dieses Gefühl.
Trotz der flachen Story erfahren aber auch Fans einige neue Dinge und Details, die weiteren Details zu dem grossen Halo-Universum beitragen. Auch einige, aus Büchern bekannte, Charaktere und Kreaturen lassen sich als quasi Fan-Service finden, so sollten auch grosse Fans durchaus befriedigt sein. Sicherlich nicht das stärkste Spiel in Sachen Handlung – aber ein guter Kompromiss. Wären zu den permanenten Charakterwechseln auch noch tiefer gehende Handlungsstränge hinzugekommen, wäre ein herkömmlicher Spieler, der mit dem Plot weniger vertraut ist, definitiv überfordert gewesen.