Die Daemon X Machina Demo liess vermuten, was auf uns zukommt, doch gab es noch die Hoffnung, dass es vielleicht besser werden könnte. Das Hauptspiel ist so verwirrend, teils so unlogisch und repetitiv, dass es mich schon viel Überwindung kostete, überhaupt die Geschichte durchzuspielen. Das heisst aber nicht, dass der Titel unter Mecha-Fans nicht auch einige Stärken ausspielen kann. Welche genau das sind und was mich massiv am Switch-Titel von Marvelous First Studio stört, erfahrt ihr nun im folgenden Testbericht zu Daemon X Machina.
Kuriose Story mit höchst merkwürdigen Charakteren
Inhaltsverzeichnis
Eigentlich klingt das ja gar nicht so schlecht: Ihr spielt in Daemon X Machina eine Art von Söldner, der zu Aufträgen in seinem Mech in die Ferne ausrückt. Verrückt wird es aber dann, wenn der Mond noch hinzukommt, denn der Mond ist mit dem Planeten kollidiert und hat eine merkwürdige Strahlung namens Femto abgegeben. Diese verleitet nun die künstliche Intelligenz auf dem Planeten dazu, die Menschheit anzugreifen. Einige Mech-Piloten wurden von der Strahlung aber auch beeinflusst und haben übermenschliche Fähigkeiten bekommen. Sie stellen sich damit gegen die Horden der künstlichen Intelligenz (Arms of Intelligence), um die Menschheit zu beschützen. Ihr seid eben einer dieser Typen.
Das Ganze klingt irgendwie nach Terminator oder iRobot. Wer die Filme kennt, der weiss, die Menschheit hatte es in derartigen Endzeit-Szenarien mit künstlicher Intelligenz nie einfach. Allerdings ist das Söldner-System-Szenario über alle massen wirr gestaltet, dass bereits die Einführung Kopfschmerzen verursacht. Denn die Mecha-Piloten sind Organisationen unterstellt, die wiederum Organisationen unterstellt sind. Zudem behaken sich die Probanden pausenlos gegenseitig auf dem Schlachtfeld, obwohl sie die Menschheit eigentlich schützen sollten. So kommt es nämlich vor, dass die meisten Söldner-Piloten (also damit auch Menschen) euch ebenfalls töten wollen, weil sie euch als Rivalen ansehen.
Kaum seit ihr mit ihnen aber ausserhalb des Kampfes in einer Basis unterwegs, reden sie mit euch, als wäret ihr die besten Kumpels. Da kam bei mir schon öfters ein gewaltiges «Was zur Hölle?!» im Kopf auf. Dabei hat das Szenario durchaus Potenzial, denn durchgeknallte Maschinen verschrotten geht eigentlich immer. Allerdings muss die Story dahinter passen, die Welt glaubwürdig wirken und auch die Charaktere ihren Teil dazu beitragen. Die Charaktere sind allerdings so belanglos, wie komplett oberflächlich, dass ich den Spass an der Geschichte schon mit der Lupe suchen musste. Immerhin waren die Dialoge zwischen «bester Freund und Todes-Rivale auf dem Schlachtfeld» so unfreiwillig komisch, dass ich das vielleicht noch durchgehen lasse. Doch will Daemon X Machina eher keine Slapstick-Einlage sein. Lachen könnte ich trotzdem.
Starkes Mech-Upgrade-System und durchwachsenes Gameplay
Das Gameplay ist zumindest dann der erste Lichtblick. Die Steuerung wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas überladen, ist allerdings eingängig und nach einiger Zeit schnell verinnerlicht. Immerhin macht es viel Spass sich als Outer (so nennen sich die Söldner in den Mechs) in seinem Arsenal (so heisst dann der Mech…) zu setzen und in Gundam Wing-Manier die gegnerischen Robos zu vermöbeln. Das was in den ersten Spielstunden zum Lernen der Mechaniken erst aussieht wie blankes Chaos, geht später in Fleisch und Blut über.
Besonders beeindrucken konnte mich aber dann der Bastel-Teil des Spiels. Wer eines gegnerischen Arms of Intelligence Mech platt macht, kann diesen erst einmal ordentlich auseinandernehmen. Die Teile könnt ihr dann an euren eigenen Mech anbauen, um so die unterschiedlichsten Kampfstile zu entwickeln. Dabei sind alle Teile wie Arme, Beine, Kopf oder gar der Prozessor im Inneren massgeblich für die Spezialisierung verantwortlich. Je nachdem für welche Teile ihr euch entscheidet, kann die enormen Auswirkungen auf das Kampfverhalten haben. Es war mir eine helle Freude am Mech zu schrauben und mich für die Missionen vorzubereiten und entsprechende Teile dafür zu verwenden.
Das klingt zwar nun doch nicht mehr so schlecht, aber leider hat das kaum Auswirkungen auf das Gameplay selbst. Wer nach kurzer Zeit die Steuerung raus hat merkt selbst, dass das Aufbauen eines eigenen Kampf-Mechs eher mittel zum Zweck ist, damit man noch was zu tun hat. Denn eine starke Spezialisierung in irgendeiner Form bringt euch in jedem Kampf weiter. Es ist im Endeffekt also egal, was ihr spielt. Gewinnen werdet ihr sowieso und das meist auch ohne grössere Mühe. Dass das vielseitige Upgrade-System also so als Nebenschauplatz verkommt, fand ich dann doch etwas schwach.
Schöne Grafik, Performance ist in Ordnung
Überzeugen kann in weiten Teilen auch die Optik. Die knalligen Farben geben dem Ganzen eine interessante Charakteristik und es erinnert ein wenig an das im Sommer erschienene Astral Chain, auch wenn in Daemon X Machina deutlich weniger mit über Starken Neon-Effekten gearbeitet wird. Die Kämpfe sind schnell und flüssig und sehen zum Teil sogar grossartig aus. Die Präsentation hat hier ebenfalls einen Pluspunkt verdient. Vor allem die Mechs sehen klasse aus und versprühen den Anime-typischen Charme der Zeichentrick-Klassiker.
Grundsätzlich gibt es an der Cellshading-Grafik eher wenig zu beanstanden. Überall explodiert was, riesige Wolkenkratzer stürzen in den Schlachten neben euch ein und grundsätzlich kann man sagen, dass Kampfelemente hervorragend in Szene gesetzt wurden. Die Landschaften wirken trotz der Leere an Ereignissen frisch und es macht Spass sie zu durchfliegen. Manchmal können die Kubus-Effekte im Game auch etwas ausarten (die Zielaufhängung zum Beispiel), ist aber nur marginal störend.
Die schwerwiegenden Performance-Probleme, die die Demo von Daemon X Machina noch eine ganze Zeit lang verursachte, gehören zudem der Vergangenheit an. Hier kann man ein Lob an die Entwicklerarbeit aussprechen. Sie ist zwar immer noch nicht das Gelbe vom Ei und in haarigen Situationen, in denen viel Los ist auf dem Bildschirm, bricht sie auch kurzzeitig ein, passiert aber nur noch selten. Man kann also die Kämpfe ordentlich gestalten, ohne, gross Angst zu haben, dass vielleicht Eingaben durch FPS-Drops verschluckt werden.
Daemon X Machina Fazit: leider kein Gundam Wing oder Ghost in the Shell
Wer nun die Überschrift vom Fazit hier liest, merkt vielleicht, dass ich der Anime-Szene sehr angetan bin. Mit Gundam Wing (zumindest in den meisten Zeitlinien…) und Ghost in the Shell zähle ich zwei Schwergewichte im Anspruch für dramaturgische Ansätze auf, die erzählerisch auf die ganz grosse Bühne der Animations-Kunst gehören. Man hat irgendwie das Gefühl, dass Daemon X Machina irgendwie dazugehören möchte, denn man entleiht sich hier vieler Elemente aus besagten Animes. Allerdings nur sehr vage, denn die Stumpfestumpfe und teils kurios unfreiwillig in Slapstick ausartende Story ist eine der grössten Schwachpunkte im Spiel.
Mir haben zwar die Steuerung und die interessanten Upgrade-Mechaniken der Mechs sehr gut gefallen, doch täuschen diese eben nicht über ein lieblos inszeniertes Kampfroboter-Geplänkel mit sehr blassen Charakteren und einer doch recht leeren Welt hinweg. Die Grafik hingegen weiss auf anderer Seite wieder zu begeistern. Es ist irgendwie immer mehr eine Gratwanderung zwischen den Extremen.
Es gibt übrigens auch einen Multiplayer-Modus, der allerdings ebenfalls nur Mittel zum Zweck ist. Wer möchte, kann das gesamte Spiel im Coop-Modus mit Freunden durchspielen. Bis zu vier Spieler sind hier online möglich. Ihr durchlauft allerdings dabei alle die gleiche Story und es ändert sich am Gameplay grundsätzlich gar nichts. Leider ist hier auch einiges an Potenzial verschenkt worden.
Im Kern ist Daemon X Machina zwar tatsächlich kein schlechtes Spiel und eingefleischte Mecha-Fans werden durchaus wieder Futter haben, um die Wintertage zu überstehen. Für mehr reicht es aber dann doch nicht. Eine Empfehlung kann ich daher nicht aussprechen, es sei denn ihr seid über alle Massen hinweg ein totaler Anime-Mecha-Fan und könnt nicht bis zum nächsten (Gundam Wing-)Titel warten. Dann sei auch Daemon X Machina zumindest einen Blick wert. Ansonsten habt ihr es hier eher mit einem sehr durchschnittlichen Titel zu tun.