Das digitale Portemonnaie und die Schweiz

Das digitale Portemonnaie und die Schweiz

Auf das digitale Portemonnaie warte ich schon seit vielen Jahren. Seit 1998 sammle ich täglich die Münzen und gebe diese zu Hause in eine alte Kino-M&Ms-Dose. Ein bis zweimal im Monat gehe ich dann mit den Münzen auf die Bank und mache daraus wieder 0en und 1en, also digitales Geld.

Ich mag Bargeld, aber – wie ihr einleitend lesen könnt – eher in Papierform. Und auch wenn ich es durchaus schätze, so bin ich doch ein Verfechter vom rein digitalen Geld – was aktuell zum Beispiel die EU anstrebt.

Das digitale Portemonnaie und die Schweiz
Das digitale Portemonnaie und die Schweiz (ja, ich weiss, es sind Euros im Portemonnaie)

Das digitale Portemonnaie und die Schweiz

Doch für das tägliche Leben und die kleinen Dinge ist die digitale Währung in meinen Augen eine riesige Erleichterung. Genauso geht es mir bei Reisen, dazu habe ich in meinem Travel- und Lifestyle-Blog schon einen Beitrag geschrieben.

Seit ich ein Kind war, träumte ich von einem kleinen Computer, den ich mit mir herumtragen kann. Dieser sollte alles Mögliche für mich können, und mir Arbeiten abnehmen. Genau ein solches Gadget führe ich nun seit 2007 mit dem iPhone/Smartphone täglich mit mir herum.

Tapit - mit NFC aufm Smartphone bezahlen dank der Swisscom
Tapit – mit NFC aufm Smartphone bezahlen dank der Swisscom

Im August des letzten Jahres durfte ich Tapit von der Swisscom testen. Der Versuch des Schweizer National-Providers, schon früh Fuss in der Materie zu fassen. Leider ist der Dienst aber nie über ein aktuelles Samsung (und später auch ein HTC-Modell) herausgewachsen. Auch haben sie den Schritt aufs iPhone nie geschafft. Das, und der Umstand, dass die ganzen Banken und Kreditkarten-Institute nicht auf den Zug aufgesprungen sind, hat bedauerlicherweise dazu geführt, dass der Dienst eingestellt wurde.

Ich hatte schon vor Tapit Berührungspunkte mit dem digitalen Bezahlen, doch damit konnte ich meine ersten, langfristigen Erfahrungen sammeln.

Paymit

Das digitale Portemonnaie und die Schweiz - UBS Paymit
Das digitale Portemonnaie und die Schweiz – UBS Paymit

In diesem Sommer wurde Paymit von der in der UBS-Version während eines Klassentreffens der Schweizer Blogosphäre vorstellt. Damals hatte ich meine erste Begegnung mit dem Dienst, welcher auf der SIX-Lösung aufbaut. Neben der UBS und SIX selber, gibt es die Paymit Funktion auch noch von der Zürcher Kantonal Bank.
Mit der Einstellung von Tapit hat sich der Telekommunikationsriese Swisscom auf die Seite von Paymit geschlagen. Ein überraschender Gang, da der zweite Schweizer Staatsbetrieb – die Post – an einer eigenen Lösung arbeitete.

Die Wahl der verwendeten Grund-Technologie könnte aber auch eine sein. Setzte doch Paymit später auch auf eine NFC-Verbindung und nicht wie z. B. TWINT auf Bluetooth (über den TWINT-Beacon).

Aktuell sind die Möglichkeiten bei Paymit aber noch sehr beschränkt. Ihr könnt einzig Geld von einem Smartphone auf ein anderes übertragen. Das Ganze funktioniert über die vorher verifizierte Telefonnummer.

Dennoch hat mir Paymit schon einige Male geholfen. Zum einen, um meiner Frau schnell etwas Geld aufs Konto zu überweisen oder auch mal einem Kollegen das Getränk, das er gerade übernommen hat, zurückzuzahlen.

Stand 05. November 2015

Partner: 

  • SIX
  • UBS
  • ZKB
  • Genfer Kantonalbank
  • Waadter Kantonalbank
  • Luzerner Kantonalbank
  • Raiffeisen

Funktionen:

  • Bezahlungen von App zu App (P2P)

Testbericht zu Paymit

Hier kommt ihr direkt zu meinem Paymit Testbericht.


TWINT

Das digitale Portemonnaie und die Schweiz - Twint
Das digitale Portemonnaie und die Schweiz – TWINT

Mit TWINT hatte ich einen holprigen Start – dazu aber bald mal in einem anderen Post mehr.
Die Lösung der Schweizer Post basiert auf der Beacon Technologie. Heisst, ihr müsst die App starten, mit dem Passwort oder Fingerabdruck entsperren und euer Smartphone über den grünen Beacon halten. Nun zeigt euch die App den Betrag an, welchen ihr zu bezahlen habt. Diesen kurz bestätigen und schon könnt ihr euch vom Verkaufspunkt entfernen.

Der grosse Vorteil, den TWINT derzeit noch hat: Sie sind die einzigen, welche schon aktive Bezahlmöglichkeiten bieten.

Aktuell könnt ihr bereits in 1'000 Coop Filialen und 250 weiteren Verkaufspunkten mit der App bezahlen. Bis Ende des Jahres sollen es laut letzter Medienmitteilung 5'000 Punkte werden. Der grösste Partner von TWINT ist somit der Coop, welcher allein bis Ende des Jahres auf 3'000 Kassen kommen will.

Stand 05. November 2015

Partner:

  • Schweizer Post
  • Berner Kantonalbank
  • Thurgauer Kantonalbank
  • Graubündner Kantonalbank
  • Schaffhausner Kantonalbank
  • Genfer Kantonalbank
  • Valiant Bank
  • Coop
  • SV Group
  • Autogrill
  • Div. Onlineshops

Funktionen:

  • Bezahlen direkt an der Kasse
  • Bezahlen in Onlineshops
  • Bezahlungen von App zu App (P2P)

Testbericht zu TWINT

Hier kommt ihr direkt zu meinem TWINT Testbericht.


Migros

Das digitale Portemonnaie und die Schweiz - UBS Paymit
Migros App – Das digitale Portemonnaie und die Schweiz – UBS Paymit

Wie immer in der Schweiz wird es schwierig, die Migros und Coop an einen Tisch zu bekommen. Die Migros hat sich nach aktuellem Stand dafür entschieden, einen eigenen Weg zu gehen.

In der Migros App könnt ihr seit Kurzem ein Migros Bank-Konto hinterlegen und anschliessend über die App bezahlen. Das ist es aber auch schon, mehr könnt ihr derzeit mit der Lösung nicht anstellen.

Stand 05. November 2015

Partner:

  • Migros

Funktionen:

  • Bezahlen in der Migros

Testbericht zur Migros App

Hier kommt ihr direkt zu meinem Migros App Testbericht.


Swiss One Wallet

Das Angebot «Swiss One Wallet» ist ein Joint Venture, das – im Gegensatz zu den oben genannten Möglichkeiten – nicht nur auf den Schweizer Markt begrenzt ist.

Vom Prinzip her könnt ihr euch den Dienst ähnlich vorstellen wie PayPal. Hier wird eure Kreditkarte hinterlegt und anschliessend übernimmt der Dienst die komplette Abhandlung. Somit bleiben die Daten auch einzig in eurer Swiss One Wallet und ihr müsst nicht überall eure Kreditkarte angeben. Etwas, was ich sehr begrüsse und warum ich auch schon seit vielen Jahren PayPal nutze.

Ab Mitte November startet die Möglichkeit mit der Lösung, online einzukaufen. Mitte 2016 will Swiss One Wallet dann den Weg in die Läden finden und über eine NFC-Lösung das Einkaufen ermöglichen.

Stand 05. November 2015

Partner:

  • Swisscard AECS
  • Aduno-Gruppe (Viseca)
  • Netcetera

Funktionen:

  • Noch nichts
  • Ab Mitte November Start der Bezahlung in Onlineshops

Mobino

Vor ca. zwei Jahren begann Mobino mit ihrem Dienst. Die Bezahlung von Smartphone zu Smartphone war dabei die erste Funktion, welche unterstützt wurde. Laut Webseite soll es auch möglich sein, bei vorhandenen Beacons an einer Kasse zu bezahlen.

Wie Marc Lussy in den Kommentaren unterhalb erwähnt hat:

Vor allem spannend, Mobino bietet ihre Lösung zum Whitelabeln an. Es ist eine offene Software. Sprich, jeder Anbieter kann Mobino nehmen, noch ein bisschen customizen und seine Brand draufknallen. Trotzdem könnten die „verschiedenen“ Lösungen miteinander kommunizieren. Die auch darum spannend, weil die Postfinance mit Twint genau das gemacht hat. Die Basis ist Mobino. Aus mir bisher unerfindlichen Gründen hat sich die Postfinance dann aber entschieden, genau dies zu unterbinden. Wir waren aus meiner Sicht ganz nahe dran, dass Mobino als whitelabeling Produkt sich durchsetzt und so einen Standard schaffen kann.

Stand 10. November 2015

Partner:

  • Mobino

Funktionen:

  • Bezahlungen von App zu App (P2P)
  • Bezahlen direkt an der Kasse

Klimpr

Ein weiterer früher Player auf dem Markt ist Klimpr.

Wie Marc Lussy in den Kommentaren unterhalb erwähnt hat:

Daneben gäbe bzw. gab es noch Klimpr. Ich finde beide diese Firmen haben es verdient erwähnt zu werden. Es sind Unternehmer, die ohne Marktmacht mit innovativen Lösungen gekommen sind.

Irgendwo bin ich der App schon mal begegnet. Zumindest musste ich sie auf dem iPhone nicht installieren, sondern nur aus der Cloud laden.

Stand 10. November 2015

Partner:

  • Klimpr

Funktionen:

  • Bezahlungen von App zu App (P2P)

PayPal

PayPal wuchs unter anderem durch den Aufkauf von Ebay schnell zu einem globalen Player an. Vom Prinzip her ein sehr spannender Dienst, um die Kreditkarte im Netz nicht jedem Shop anvertrauen zu müssen. Einige politische Entscheidungen innerhalb von PayPal haben dem Dienst aber in der Öffentlichkeit nicht wirklich gutgetan. Dennoch ist PayPal ständig dabei, ihren Dienst zu verbessern und/oder auszubauen.

Stand 10. November 2015

Partner:

  • PayPal
  • Skrill

Funktionen:

  • Bezahlungen von App zu App (P2P)
  • Bezahlung in Onlineshops
  • Bezahlung an Kassen mit PayPal-Beacons

Apple und Google

Mit dem iPhone 6 hat Apple im Jahre 2014 seine Version vom digitalen Portemonnaie vorgestellt. Kurz darauf zeigte auch Google seine überarbeitete Version vom Android Bezahldienst auf der Nexus Präsentation.
Apple startete mit seinem Angebot in den Staaten und Kanada, später kam dann Grossbritannien dazu. Seither ist leider beim Ausbau von weiteren Ländern Schluss. Ebenso steht es bei Google, welche aktuell (nach meinem Wissen) in den USA und Kanada die Möglichkeit bieten, den Dienst zu nutzen.

Das Schöne am Apple/Google Dienst ist in meinen Augen, dass Apple – wie anscheinend auch Google – aufgrund des Datenschutzes darauf verzichten, das Ganze mit einem Bonus-Programm zu koppeln. Somit fallen Datensammler wie Cumulus und Supercard weg. Auch können die einzelnen Überweisungen nicht zurückverfolgt werden. Womit Apple sowie Google nicht wissen, wer für was bezahlt hat. Da unterscheiden sich die beiden Dienste ganz extrem von den Schweizer Varianten.

Praktisch ist zum Beispiel im Fall von Apple, dass die App dank Fingerprintsensor nicht mal gestartet werden muss. Einfach das Smartphone an das Bezahlterminal halten, mit der TouchID entsperren und schon wird der Bezahlvorgang gestartet. Noch einfacher geht es mit der Apple Watch.


Mein Fazit

Das digitale Portemonnaie und die Schweiz
Das digitale Portemonnaie und die Schweiz

Aktuell schaut es ganz so aus, als ob die Post mit ihrer TWINT App den schnellsten, flächendeckenden Start hinlegt. Die Macht und die Power von SIX (UBS und ZKB) darf aber nicht unterschätzt werden. Genauso spannend wir es, sobald sich die CS entscheidet, auf welchen Zug sie aufspringen möchte. Als zweitgrösste Bank der Schweiz haben sie bis jetzt weder ein eigenes System vorgestellt, noch sich für eine Seite entschieden.

Ganz wichtig für die Schweizer Anbieter wird sein, sich einen grossen Teil vom Kuchen zu sichern.
Es ist natürlich nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Apple und Google in den Schweizer Markt drängen werden. Meiner Meinung nach wird es dann ziemlich rasch eine Verschiebung der ganzen Gewichtungen geben.

Wie überall gibt es hier zwei Seiten. Zum einen könnten Apple wie auch Google davon profitieren, dass ihre beiden Vorgänge tief ins System integriert sind und ohne eine separate App gestartet werden können. Der Nachteil, den die beiden aber haben ist, dass sie aktuell nur auf eine Kreditkarten-Anbindung setzen. Hier ist die Schweiz zum Glück doch etwas konservativer.

Das digitale Portemonnaie und die Schweiz
Das digitale Portemonnaie und die Schweiz

Was mich am meisten freut an der Zukunft? Das mein Portemonnaie bald nicht mehr so ähnlich ausschaut. Denn auch die ganzen Sammel-Karten (sofern man sie überhaupt nutzt) gehen immer mehr in Richtung Smartphone über.

PS: Wenn ihr aktuell einige NFC-fähige Kredit- oder Bank-Karten habt, empfehle ich euch mal einen Blick hier zum Review des RFID-geschützten Portemonnaies.

 

Auf welchen Dienst setzt ihr aktuell? Oder wartet ihr erst noch ab, wie sich der Markt entwickeln wird?

 

17 Kommentare zu „Das digitale Portemonnaie und die Schweiz“

  1. Swisscard ist Tochtergesellschaft von CS. Sprich CS ist in diesem Sinne schon dabei. Bei Paymit wärens dann auch noch ein paar Banken mehr, die mitmachen

    1. Hallo Marc. Vielen Dank für deinen Kommentar hier im Blog aber auch auf der Facebook Seite. Das mit Paymit habe ich noch ergänzt hab ich mir gestern Abend auch noch auf die ToDo Liste gesetzt. Ansonsten habe ich niemand vergessen?
      Ist das korrekt dass die Genfer Kantonalbank bei Twint und bei Paymit mitmachen?

          1. Es scheinen auch noch andere beide Lösungen auszuprobieren. Ich finde den Ansatz nicht schlecht. Ich erlebe unsere Kollegen von der Westschweiz generell als pragmatischer

      1. Betreffend vergessen: Aus meiner Sicht hast du Mobino vergessen. Hier ist es schon seit ca. 2 Jahren möglich P to P Geld zu transferieren. Generell war/ist auch die Funktionalität ready damit zu bezahlen. Sie haben aber meines Wissens hier noch keine Partner gefunden. Vor allem spannend, Mobino bietet ihre Lösung zum Whitelabeln an. Es ist eine offene Software. Sprich jeder Anbieter kann Mobino nehmen , noch ein Bisschen customizen und seine Brand draufknallen. Trotzdem könnten die „verschiedenen“ Lösungen miteinander kommunizieren. Die auch darum spannend, weil die Postfinance mit Twint genau das gemacht hat. Die Basis ist Mobino. Aus mir bisher unerfindlichen Gründen hat sich die Postfinance dann aber entschieden genau dies zu unterbinden. Wir waren aus meiner Sicht ganz nahe dran, dass Mobino als whitelabeling Produkt sich durchsetzt und so einen Standard schaffen kann. Daneben gäbe bzw. gab es noch Klimpr. Ich finde beide diese Firmen haben es verdient erwähnt zu werden. Es sind Unternehmer, die ohne Marktmacht mit innovativen Lösungen gekommen sind. Sprich sie hätten es mehr verdient erwähnt zu werden als Tapit von Swisscom. Der einzige positive Punkt da war, dass Swisscom Power hat.

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