Interview mit Eric Schwartz von Equinix - Bidlquelle Roberto Cazzetta

Eric Schwartz von Equinix im Interview

Vor zwei Wochen hatte ich die Möglichkeit das ZH5, ein Datacenter von Equnix zu besuchen. Nach einer kurzen Führung durch das grosse Datencenter mit den vielen Servern, Kabeln und sonstiger Hardware durfte ich noch ein Interview mit Eric Schwartz EMEA-Chef von Equinix führen.

Eric Schwartz von Equinix im Interview

Viel Spass beim lesen des Interviews mit Eric Schwartz. Ein paar Worte über Equinix selber und den Werdegang von Eric findet ihr unten am Interview angefügt.

Martin Rechsteiner: Erzählen Sie uns etwas über die Vergangenheit von Equinix. Die Firma ist ja nun bereits 20 Jahre alt.

Eric Schwartz: Ja, Equinix wird dieses Jahr 20 Jahre alt, ich selbst bin seit zwölf Jahren dabei. Die Geschichte ist sehr interessant. Die Firma wurde im Silicon Valley gegründet und hatte Venture Capital Investoren. Das war damals kurz nach dem Internet Boom – alles ging sehr schnell. Danach platzte die Blase und es ging schnell in die andere Richtung. Equinix hat es aber geschafft – wir entwickelten uns von einem Start-up, über eine nationale Firma in den USA, hin zu einem globalen Anbieter in den USA, Asien und Europa. 2007 kamen wir in die Schweiz. Ungefähr die Hälfte der Gewinne und Mitarbeiter sind ausserhalb der USA. Das erweitert die Horizonte, auch ich bin dadurch von den USA nach Europa gezogen. Aktuell ist Equinix in 24 Ländern tätig.

Equinix löst ein Problem, das viele grosse Kunden hatten. Die grossen Firmen versuchten Anfang der 2000er zu wachsen und traten gegenseitig in Wettbewerb – sie kooperieren über Equinix indirekt aber miteinander. Sie vertrauen Equinix, ein gemeinsames Problem zu lösen, obwohl sie untereinander nicht trauen. Die Zukunft ist interessant, aber auch sehr herausfordernd, da sich die Finanzwelt aktuell schnell und stark verändert.


MR: Was war Ihr persönliches Highlight in den letzten zwölf Jahren?

ES: Das war der Umzug nach Europa. Equinix kam 2007 nach Europa und gründete Niederlassungen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. 2008 kam ich dann mit meiner Familie aus dem Silicon Valley und wir zogen nach London. Es war ein grosses Abenteuer, sowohl beruflich als auch privat. Die Firma ist seitdem ungefähr um den Faktor 20 gewachsen. Wir haben ein grossartiges Team zusammengebracht, unsere Tätigkeit hat viel Einfluss auf den Erfolg unserer Kunden und natürlich auch auf das Leben unserer Mitarbeiter.


MR: Was sind aktuell die wichtigsten Trends?

ES: Aktuell sind es das Wachstum und die Adaption von Cloud-Computing. Die Geschwindigkeit des Wachstums wird derzeit stark durch dieses Thema beeinflusst. Dadurch ändern sich Firmen und die Industrie in vielen unterschiedlichen Arten. Die Technologie spielt in Themen wie selbstfahrende Autos oder IoT hinein. All diese Bereiche können durch die gewonnenen Daten besser werden, Firmen benötigen aber Hilfe im Umgang mit der Technologie. So wie sich bisher bereits die Film- und Musikindustrie verändert haben, wird sich auch die Industrie rund um Mobilität, Restaurants und Gesundheit ändern. Wir arbeiten auch mit Firmen im Gesundheitsbereich zusammen, die die Gesundheit von Milliarden von Kunden verbessern wollen. Wir kooperieren mit vielen unterschiedlichen Firmen in vielen Bereichen zusammen. Gerade darin liegt eine grosse Herausforderung.


MR: Kürzlich hat Ihr Unternehmen den „Smart Key“ vorgestellt – was ist das genau und ist das Produkt wirklich revolutionär?

ES: Das zu sagen ist ein bisschen früh, das Produkt ist ja noch nicht alt. Das Produkt ermöglicht es dem Kunden, seine Verschlüsselungskeys ausserhalb der Cloud zu speichern.

Es ist grundsätzlich problematisch, die Keys direkt in der Cloud zu speichern. Es wäre so ähnlich, wie die Hausschlüssel direkt neben das Schloss zu legen. Viele Kunden setzen viele verschiedene Clouds ein. Smart Key speichert alle Keys – ausserhalb der Cloud – ab und soll so eine grössere Sicherheit bieten. Die Anforderungen an Sicherheit wachsen immer weiter, unser Produkt soll helfen, diesen zu entsprechen. Equinix betreibt rund 200 Rechenzentren in 24 Ländern, wir möchten aber nicht als UnternehmenFirma für Rechenzentren gesehen werden. Wir möchten Firmen dabei helfen, Verbindungen herzustellen – zu ihren Diensten, Kunden und anderen Organisationen.

Mittlerweile ist der Service verfügbar, in den letzten Monaten haben viele Kunden das Produkt getestet. Jetzt wollen wir Smart Key grossflächig ausrollen.


MR: Sie sind verantwortlich für EMEA – wie wichtig ist die Schweiz für Equinix?

ES: In der Schweiz gibt es Marktführer im Bereich Finanzen und Industrie. All diese Firmen benötigen Hilfe auf dem Weg in die digitale Zeit. Wir möchten diese Unternehmen dabei unterstützen. Der zweite Punkt sind die Rechenzentren. Equinix wird immer mehr zur Plattform, um Verbindungen herzustellen. Die meisten unserer Kunden arbeiten auf mindestens zwei Kontinenten. Viele unserer Kunden haben wichtige Geschäfte in der Schweiz, selbst wenn sie hier keine Niederlassung haben. Wir wollen dort sein, wo unsere Kunden sind. Wir betreuen Firmen, die in der Schweiz starten, auf ihrem Weg in andere Regionen. Umgekehrt können wir Kunden aus anderen Regionen beim Ausbau in der Schweiz Erfahrung bieten.


MR: Wie sieht der Wachstumsplan für die Schweiz aus?

ES: Nicht anders als auf der restlichen Welt. Mit dem Wachstum unserer Kunden müssen auch wir mitwachsen, konkret unsere Rechenzentren. Wir haben bereits dafür gesorgt, dass wir auch genug Platz – im Hinblick auf Immobilien – für das Wachstum in der Schweiz haben. Wir bauen ausserdem unseren Cloud-Connect Service aus, damit die Rechenzentren in der Schweiz Zugriff auf die Daten aller anderen Rechenzeiten haben.


MR: In den letzten Wochen gab es Medienberichte, dass Microsoft eigene Datenzentren in Europa – auch in Deutschland und der Schweiz – plant. Ist Ihr Unternehmen hier auch ein Partner?

ES: Microsoft hat eine sehr grosse Präsenz in der Schweiz. Wir arbeiten weltweit eng mit Microsoft zusammen. Einige der Eingangspunkte in die Cloud werden von Equinix bereitgestellt. Im Bereich der Schweiz kann ich keine Aussage treffen, wie die Zusammenarbeit mit Microsoft aussieht. Wenn die Zeit gekommen ist, können wir mehr Informationen darüber geben.


MR: Was sind die Ziele für Equinix in den nächsten Jahren?

ES: Wir sind aktuell inmitten der Transformation von Cloud-Computing. Wenn wir erfolgreich sind, werden wir die beste Infrastruktur an den besten Standorten anbieten können. Damit meine ich die Beste in Sachen Zuverlässigkeit, Funktionen, Support und Partnern. Wir machen Fortschritte, es wird aber noch ein weiter Weg bis zu diesem Punkt sein. Wir haben aktuell knapp unter 10‘000 Kunden und waren auf diesem Weg bisher sehr erfolgreich, müssen aber weiter hart arbeiten.

Persönlich möchte ich in einigen Jahren auf heute zurückblicken und sagen können, dass wir unsere Basis behalten und stabilisiert haben und darauf weiter aufgebaut haben.

Die Möglichkeiten der Zukunft sind grösser als das, was wir bisher erreicht haben, aber die Komplexität, die Geschwindigkeit und auch der Wettbewerb wachsen ebenso stark an.

MR: Vielen Dank!
ES: Vielen Dank – es hat mir Spass gemacht.


Über Equinix

Equinix, Inc. verbindet führende Unternehmen mit ihren Kunden, Mitarbeitern und Partnern über seine Hochleistungsrechenzentren mit dem weltweit grössten Interconnection-Angebot. Equinix ist mit seinen IBX-Rechenzentren der weltweit grösste Colocation-Provider und bietet die Basis für höchsten Applikationsleistungen, globale Verbindungen mit niedrigsten Latenzen sowie ein digitales Business-Ecosystem. Bei Equinix kommen Unternehmen in 48 Märkten auf fünf Kontinenten zusammen, um neue Geschäftsmöglichkeiten wahrzunehmen, ihren Erfolg zu steigern und IT- und Cloud-Strategien auszubauen. Die globale Plattform von Equinix verbindet die weltweite digitale Wirtschaft physisch und virtuell. Weitere Informationen unter: Equinix

Eric Schwartz, President, EMEA

Eric Schwartz kam 2006 zu Equinix und bekleidete verschiedene Führungspositionen im Unternehmen. Er war in leitender Funktion an der Expansion von Equinix in Europa beteiligt, einschliesslich der Akquisition von IXEurope im Jahr 2007. Heute wirkt er auch weiterhin massgeblich an der laufenden Integration der europäischen Aktivitäten in das globale Geschäft von Equinix mit. Als President Equinix Europe zeichnet Schwartz für Geschäftsführung, Strategie und Wachstum von Equinix in Europa verantwortlich.

Schwartz hält einen M.B.A. der Harvard Business School sowie einen B.S. in Electrical Engineering und einen B.A. in Economics der Stanford University.

Bildquellen: Gebäude – Equinix / Interview Eric Schwartz – Roberto Cazzetta

 

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