Das Genre der 4X-Spiele erlebt aktuell einen leichten Aufwärtstrend. Neben dem Kleinod «Stellaris» konnte uns auch «Endless Space» im Test positiv überraschen. Nach dem Erfolg des ersten Teils schicken die Amplitude Studios jetzt einen zweiten Teil ins Rennen.
Endless Space 2
Die Grundlagen des zweiten Teils sind schnell erklärt und entsprechen dem typischen 4X System: explore, expand, exploit, exterminate. Wir starten unsere Zivilisation in unserem Sternensystem, besiedeln unseren Planeten und bauen langsam unsere Flotte auf. Damit begeben wir uns auf Expedition – finden neue Freunde und Feinde und erschliessen neue Welten.
In Sachen Rassen gibt es eine breite Auswahl. Neben acht vorgefertigten Völkern können wir auch unser eigenes Volk erstellen, sofern der Spieler genügend Zeit und Geduld mitbringt. Die grundlegenden Mechaniken bleiben, trotz optisch erheblicher Unterschiede, weitgehend stereotyp. Neben den klassischen Forschervölkchen gibt es auch kriegerisch orientierte Rassen und natürlich dürfen auch die Menschen, in Form des «United Empire», nicht fehlen. Die Wahl der Rasse hat weitgehende Konsequenzen – je nachdem können wir andere Planeten vom Start weg besiedeln. So hat bereits die erste Entscheidung des Spiels wesentlich mehr taktische Einflüsse als erwartet, wobei die Unterschiede später durch Forschung immer mehr ausgeglichen werden.
Stichwort Forschung – auch hier gibt es viel Auswahl. Insgesamt gibt es vier verschiedene Kategorien: Wirtschaft, Wissenschaft, Entwicklung und Militär. Die Entwickler gaben sich viel Mühe, trotz der hohen Komplexität die Übersicht zu wahren, sind aber (erneut) gescheitert. Zum Glück gibt es eine Suchfunktion, damit lässt sich die notwendige Forschung schnell finden und die Menüs rücken in den Hintergrund.
Nach dem üblichen Grundaufbau geht es dann hinaus in den endlosen Weltraum – und schon bald geht es dort wirklich rund. Wir werden mit vielen Rassen und Ereignissen konfrontiert. Schnell müssen wir uns unser persönliches Ziel bzw. den Weg zum Sieg festlegen, wobei dieser schon durch die Wahl der Rasse sehr festgelegt ist. Natürlich: Kriegerische Völker setzen auf Militär, und haben hier auch entsprechende Boni, Forscher versuchen sich technologisch abzusetzen.
Neu ist das Politiksystem, in dem unterschiedliche Fraktionen (Militär, Pazifisten, Ökonomie) gewählt werden können – je nachdem gibt es dann auch unterschiedliche Boni auf diese Bereiche. Das System bleibt dabei sehr oberflächlich – Interaktionen unter den Parteien gibt es nicht. So ist Politik ein mehr oder minder zufälliger Nebenschauplatz, den wir weitgehend nur beobachten können.
So umfangreich das Setting und die Auswahl auch sein mögen, wie bei vielen Spielen dieser Gattung vermisse ich den Tiefgang. Das neue Politiksystem ist löblich, ähnlich wie die Quests und die dünne Story, diese sind aber zu wenig ausgebaut und liefern keine wirklich neue taktische Komponente. Die Kämpfe sind schön gestaltet und überzeugen mit tollen Animationen, werden mit der Zeit aber auch sehr langatmig. Auf der anderen Seite haben es die Entwickler – zugegeben – sehr schwer.
Obwohl es einige Tutorialtexte gibt, ist das Spiel für Einsteiger – vor allem Neulinge innerhalb des Genres – sehr schwer und die komplexen Menüs wirken sehr abschreckend. Hier die Schere zwischen Umfang und Zugänglichkeit zu finden, ist wahrscheinlich unmöglich. Dennoch würde ich mich sehr über ein exorbitant komplexes Spiel, das meinetwegen nur für Fans des Genres zugänglich ist, freuen – zumal ich ohnedies bezweifle, das 4X Games noch viele neue Anhänger überzeugen können.
«Endless Space 2» ist eine gelungene Fortsetzung, die Reihe wird auch in Zukunft zu den zu empfehlenden 4X-Spielen gehören. Trotz einiger neuer Ansätze gibt es dennoch leider kaum grundlegende Veränderungen. Insofern werden Fans zwar begeistert sein, aber keine Revolution des Genres erleben. Auch an Einsteiger wurde gedacht – trotz des enormen Umfangs bleibt der Titel, mit ein wenig Geduld, durchwegs zugänglich.
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