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Testbericht: Threema im Test – Mehr Privatsphäre kommt aus der Schweiz

Threema ist eine Art Nischenprodukt in der Welt der Messenger. Eine Nische, die es allerdings mehr als in sich hat und durchaus zu den sichersten Alternativen im Bereich der Smartphone-Kommunikation zählt. Der mit Abstand grössten Vorteile sind die Verschlüsselung, der Standort der Server in unserer Schweiz und die Möglichkeit den Messenger völlig anonym nutzen zu können. Genau wie Messenger WhatsApp und Telegram, schauen wir uns Threema nun etwas genauer an. Neben extrem viel Licht bei der Sicherheit gibt es aber auch ein paar Schattenseiten an anderen Stellen.

//UPDATE: Endlich Threema ist Open Source!!

Hier kommt ihr zur Übersicht aller Messenger Apps die wir für euch getestet haben.

Threema im Test: deutlich mehr Sicherheit, weniger Nutzer

KategorieEntwicklerSoftware Version
Messenger AppsThreema GmbHAndroid: 4.12 (Build 3000510iOS: 4.32

Threema: Auf welchen Plattformen gibt es die App?

  • Android
  • iOS
  • (Windows 8 Mobile)
  • Desktop App (Windows und macOS)

Direkt zu der Android App oder der iPhone App.


Threema im Test – Gute Bedienung, einfache Menüführung

In der Bedienung nehmen sich die meisten Messenger ehrlich gesagt nicht viel. Auch Threema hat in den letzten Jahren oftmals an der Nutzeroberfläche geschraubt und bringt einen recht guten Ansatz in der Menüführung mit. Alle Punkte sind sehr gut zu erreichen und die untere Leiste ist klar strukturiert. Macht ihr einen neuen Chat auf, könnt ihr weitere Funktionen über das Plus-Symbol in der Leiste aufrufen.

Dort verstecken sich dann Features wie das Aufnehmen von Fotos und Videos, Standortfreigabe oder auch Sprachnachrichten. Über den Messenger lassen sich so auch Umfragen erstellen und Dateien versenden, was einige Probanden dieser Klasse nicht bieten. Die Bedienung ist alles andere als schwammig, unterscheidet sich aber je nach System dann doch deutlich.

Die untere Leiste, wo ihr eure Kontakte und Chats findet, sieht unter Android anders aus als unter iOS. Es fehlen auch ein paar Punkte, da Threema unter Android viele Funktionen im oben rechts in der Ecke angebrachten Menü (Drei Punkte) versteckt. Unter iOS ist alles in der unten eingebauten Leiste zugänglich. Solltet ihr also die Plattform wechseln, ist eine Umgewöhnung erforderlich. Das ist allerdings absolut normal. Man findet sich in beiden Versionen recht schnell gut zurecht.


Threema Sicherheit: Privatsphäre auf einem neuen Level

Threema gilt als einer der sichersten Messenger der Welt, aber stimmt das auch? Ja, das ist tatsächlich so und dafür geht der Hersteller einige Kompromisse ein, die auch die User auf sich nehmen müssen. Die Erstanmeldung in Threema ist nicht unbedingt die schnellste. Man muss viel einstellen, bis man erstmals den Kontakte-Bildschirm erreicht. Aber das ist grundsätzlich kein Problem. Schliesslich will man hier auf absolute Sicherheit setzen.

Löblich: Genau wie WhatsApp setzt Threema auf eine asymmetrische Verschlüsselung. Allerdings ist die App nicht quelloffen und damit nicht Open Source. Zwar lässt euch Threema in einer Anleitung die Verschlüsselung überprüfen, genaue Einsichten in die App und wie alles Funktioniert, hat man – wie bei fast allen Messenger – allerdings auch hier nicht. Dennoch listet das Unternehmen einige Teilbereiche der App als quelloffen. Diese können über die Links auf der Webseite des Herstellers eingesehen werden.

Keine Telefonnummer, Kontakte abgleichen ohne „Datenklau“

Was Threema grundsätzlich beherrscht, ist tatsächlich das «Nicht-Speichern» von Daten und das in einem absolut positiven Sinne. Man bekommt eine sogenannte Threema-ID für die Anmeldung und die Identifizierung des Accounts. Es muss nicht einmal eine Telefonnummer oder Mail-Adresse hinterlegt werden. Nach dem Anmelden fragt Threema euch, ob die Kontakte abgeglichen werden sollen, damit man diese auch findet. Bestätigt ihr dieses, werden diese «gehasht» übermittelt und direkt nach dem Abgleich mit den Servern wieder gelöscht. Die Privatsphäre liegt hier auf einem völlig neuen Level!

Alternativ kann man den Server-Abgleich auch gleich lassen und sich die Threema ID von den Freunden holen. Threema selbst arbeitet hier in drei Sicherheitsvarianten die als Punkte dargestellt werden. Rot heisst, dass die Identität nicht bestätigt ist. Orange bedeutet, dass die Identität nur einseitig bestätigt wurde und Grün ist eine vollständige Überprüfung. Diese wird erreicht, wenn beide Seiten gegenseitig den QR-Code gescannt haben.


Threema Features: etwas weniger als woanders, aber nicht dramatisch

Threema ist eigentlich sehr gut ausgestattet. Fast alles, was auch bei anderen Messenger funktioniert, ist auch bei Threema machbar. Neben Audioaufzeichnungen, sprich Sprachnachrichten, ist auch das Versenden eines Standortes möglich. Bilder und Videos können auch versendet werden. Alles wird nach den oben beschriebenen Kriterien verschlüsselt. Sogar einzelne Dateien können direkt versendet werden und mit dem Erstellen von Umfragen gibt es sogar ein Feature, welches kaum ein Messenger bietet.

Dafür fehlt allerdings die Videotelefonie komplett, was grundsätzlich aber nicht dramatisch ist. WhatsApp bietet diese dafür aber und ist damit in diesem Punkt einen Schritt voraus. Vorbildlich dafür ist aber die Funktion Sprachtelefonie über Threema zu nutzen. Das geschieht auch über die Threema ID und es wird keine Telefonnummer benötigt. Auch hier sind die Anrufe komplett verschlüsselt.


Threema: Vor- und Nachteile des Messengers

VorteileNachteile
Alles ist Ende-zu-Ende verschlüsseltNicht komplett Open Source
Hoher Schutz der Privatsphäre«Kostenpflichtig»
Daten unterliegen europäischem RechtBei Plattform wechsel zahlt man doppelt
Lokale Backups auch verschlüsseltNoch keine Video-Anrufe
Telefonnummer wird nicht benötigtkaum Verbreitung
Desktop-App vorhanden 

Die Vorteile wiegen im Fall von Threema bei Weitem höher als die Nachteile. Der Preis von rund CHF 3.- ist eigentlich komplett vernachlässigbar, denn es gibt dafür starke Vorteile in der Sicherheit und Privatsphäre. Sogar die VoIP-Anrufe sind über Threema komplett Ende-zu-Ende verschlüsselt. Der Entwickler speichert auch nicht eure Kontaktlisten und hat auch niemals Einsicht in eure Kommunikation.

Wer einem Plattform wechsel von iOS nach Android anstrebt oder auch umgekehrt, wird den Messenger aber erneut zahlen müssen. Schliesslich könnt ihr mit einem Google Account nicht bei Apple einkaufen und umgekehrt. Eure gekauften Apps sind dann weg. Schade finden wir auch, dass es noch keine Video-Anrufe auf Threema gibt und auch, dass nicht alle Teile der App Open Source sind.

Nur einen Punkt muss sich Threema noch ankreiden lassen, was aber eigentlich auch nicht unbedingt die Schuld des Messenger ist: die Verbreitung. Unter den getesteten Messenger ist Threema eine der Apps mit den wenigsten Usern. Die Vormachtstellung von WhatsApp ist einfach zu gross. Telegram hat hier ebenfalls stark zu kämpfen, doch ist der russische Messenger kostenlos und hat damit auch ein grösseres Wachstum zu verzeichnen.

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Threema Fazit: Sicherheit hat ihren Preis, wortwörtlich

Der Satz der Überschrift klingt schlimm, wir meinen das aber ziemlich positiv und eben auch wortwörtlich! Denn Threema ist von den von uns getesteten Messenger der einzige, der einen fixen Preis hat. Dafür bekommt man aber die bisher beste Sicherheit in dem Bereich. Gleichzeitig schützt Threema eure Privatsphäre und speichert nicht einen einzigen Kontakt aus eurem Adressbuch. Sicherer wird das Versenden von Nachrichten in der heutigen Zeit wohl nicht mehr. Ein enormer Vorteil, wenn man bedenkt, was Facebook aus den Daten von uns macht und das WhatsApp und Instagram zu eben jenem Unternehmen gehören.

Allerdings hat Threema nur knapp über 5 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer derzeit. Das klingt erst einmal viel, doch Telegram, die kostenlose Alternative aus Russland, ist auf den letzten Plätzen der Messenger-Apps was aktive Nutzerzahlen betrifft und kann hier auf 200 Millionen zurückgreifen. Daran erkennt man einfach den Unterschied in der Verbreitung der Apps. Wer also einen grossen Kontakt-Pool besitzt, wird einige Leute wahrscheinlich von Threema überzeugen müssen. Hier könnte allerdings der Preis im Weg stehen, auch wenn es nur CHF 3.- sind. Alle anderen Alternativen sind kostenlos und leider siegt oftmals die Bequemlichkeit der Menschen.

Threema ist in unseren Augen einer der besten Messenger, wenn nicht sogar DER beste Messenger, wenn es um die Sicherheit der eigenen Daten und Kontakte geht. Er ist in den meisten Bereichen transparent (nicht alles ist Open Source), speichert rein gar nichts von euch und euren Kontakten und wickelt alles über starke Verschlüsselungen ab. Wer viel Wert auf Sicherheit und Privatsphäre legt, sollte sich den Messenger auf jeden Fall anschauen.

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Originalbeitrag 23. Oktober 2019

8 Kommentare zu „Testbericht: Threema im Test – Mehr Privatsphäre kommt aus der Schweiz“

  1. Pingback: Messenger Übersicht - Diese Apps gibt es, wir haben sie ausprobiert | Pokipsie Network

  2. „Löblich: Genau wie WhatsApp setzt Threema auf eine asymmetrische Verschlüsselung.“ Umgedreht wird ein Schuh draus. WhatsApp hat die Verschlüsselung erst lange nach Threema gebracht.

    1. Hallo Peter 🙂 Danke für den Kommentar, aber ich verstehe nicht so genau was du mir sagen willst. Ich schreibe, dass WhatsApp und Threema beide eine asymmetrische Verschlüsselung nutzen und deine Antwort ist: „WhatsApp hatte die Verschlüsselung später“. Ich bin grad nicht sicher, was du mir damit sagen willst. Ich habe hier nur einen positiven Vergleich für beide gezogen und hatte keinen zeitlichen Hintergedanken dabei 🙂 Das WhatsApp später kam, weiss ich tatsächlich auch.

  3. Mal ganz davon abgesehen, dass sich Closed Source und Sicherheit meiner Meinung nach ausschließen (es reicht nicht, wenn nur Teile offen liegen, man kann dann eben nicht prüfen, was die nicht offen gelegten Teile der App so treiben), ist ein weiterer gerade bei einem auf Sicherheit bedachten Messenger nicht zu vernachlässigender Nachteil, dass unter Android keine Push Benachrichtigungen funktionieren, wenn man auf die Google Dienste auf seinem Smartphone verzichtet. Stattdessen wird dann nur alle X Minuten geprüft, ob neue Nachrichten auf dem Server vorhanden sind.

    1. Hi Oliver. Da gehe ich mit dir konform. Sogar in nahezu allen Punkten. Finds aber auf der anderen Seite in Ordnung, wenn man tatsächlich die Wahl hat Google Dienste vom Messenger „auszusperren“ wenn man denn möchte. Man muss es ja nicht machen 🙂 Was Open Source angeht ist das aber tatsächlich auch meine Meinung.

    2. Daß Open Source keine Garantie für Sicherheit ist, hat man an „Web of Trust“ deutlich gemerkt. Zudem kann niemand prüfen, ob eien App aus dem Play Store wirklich aus einem veröffentlichten Source Code entstanden ist. Das erzeugt allenfalls ein falsches Gefühl von Sicherheit.
      Bei Threema kann man die Verschlüsselung selbst überprüfen, das ist alles offengelegt. Außerdem gab es Audits von Leuten, die mehr Ahnung haben als alle Kommentatoren unter diesem Artikel zusammen.

  4. Pingback: Familienfreigabe für Apps unter iOS | Pokipsie Network

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