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Die Schöne und das Biest 2017

Remakes erfreuen sich – in jedem Bereich der Medien – grosser Beliebtheit. Was bei klassischen Filmen und Videospielen los ging, macht auch vor Zeichentrickfilmen keinen Halt. Nachdem Disney es zuletzt mit dem «Dschungelbuch» versuchte, setzt der Medienriese jetzt mit dem grossen Kaliber «Die Schöne und das Biest» fort.

Die Schöne und das Biest 2017

Das Original des Konzerns aus dem Jahr 1991 hat eine grosse Bedeutung für selbigen. Es war der 30. abendfüllende Film, zudem wurde der Titel als erster und einziger 2D-Zeichentrickfilm für einen Oscar als bester Film nominiert. Die Geschichte beruht auf einem französischen Volksmärchen aus dem 18. Jahrhundert und wurde von Jean Cocteau 1946 unter dem Titel «Es war einmal» veröffentlicht.

Meiner Meinung nach war Disney bisher nicht besonders erfolgreich damit, ihre alten Filme modern für eine neue Zielgruppe zu präsentieren. So sehr sich der Konzern mit verschiedenen Ansätzen bei «Maleficent», «Cinderella» und dem «Dschungelbuch» Mühe gab, so wenig glaubte ich daran, dass ich meinen Kindern eines Tages so die Welt von Walt Disney zeigen wollte. Ehrlich gesagt, sah ich sogar mehr oder minder schwarz, meinem eigenen Nachwuchs die fabelhafte Welt von Walt Disney so näher bringen zu können. Dementsprechend skeptisch war ich vor dem vierten Anlauf, wenngleich mich die Trailer schon etwas versöhnlicher stimmen konnten.

Doch beginnen wir bei der Geschichte – sofern sie nicht bereits bekannt ist. Die schöne Belle (Emma Watson – Harry Potter) lebt in einem kleinen Dorf in Frankreich. Sie liest gerne, beschäftigt sich mit Wissenschaft und gilt als Sonderling. Nichtsdestotrotz kann der eingebildete Jäger Gaston (Luke Evans – Der Hobbit) nicht von ihr lassen. Eines Tages macht sich der Vater von Belle auf, um in die nächste Stadt zu fahren. Sein Karren verunglückt, doch im Schneesturm findet er Zuflucht in einem geheimnissvollen Schloss. Dort wird er von dem Biest (Dan Stevens) gefangen genommen. Im weiteren Verlauf übernimmt Belle seine Schuld und löst ihren Vater aus. Während ihr das Biest – seiner «Natur» und Hoffnungslosigkeit folgend – wenig gewogen ist, sind die verwunschenen Schlossbewohner zum Glück auf ihrer Seite – nicht ganz uneigennützig, wie sich später herausstellt.
In Sachen Besetzung hat Disney einige bekannte Namen zu bieten. Emma Watson kommt der Rolle der perfekten Disney Prinzessin sehr nahe und Luve Evans gibt den unsympathischen Gaston besser als im Original. Dan Stevens als das Biest vermag in seiner menschlichen Rolle etwas unpassend wirken, das per Motion-Capturing zum Leben erweckte Biest gibt er aber überzeugend wieder. Auch die Nebenrollen glänzen mit mehr als bekannten Namen. Ewan McGregor gibt den Kerzenständer Lumière, Sir Ian McKellen die Uhr Von Unruh und Emma Thompson darf als Madame Pottine überzeugen.

Die grösste Leistung gelingt aber trotz allem Bill Condon, dem Regisseur des Films. Er setzt das Original fast auf Punkt und Beistrich getreu um. Die Dialoge wurden grösstenteils eins zu eins übernommen, ebenso die Lieder – ja, sogar die Kameraeinstellungen wurden, in vielen Fällen, an den Einstellungen aus dem Zeichentrickfilm orientiert. Bei näherem Hinsehen (und Hören) gibt es zwar einen neuen Charakter und wenige neue Lieder, die sich aber perfekt in das Geschehen einfügen. Auch wenn der Film als Realverfilmung beworben wird – wirklich real ist er nicht. Viel mehr drängt sich dem Zuseher der Eindruck eines Musicals auf. Das Dorf – in dem Belle wohnt – wirkt nicht wie ein kleines französisches Nest. Viel mehr bekommt der Zuschauer den Eindruck, in der Kulisse eines Musicals zu sein. Alles wirkt sehr unecht – aber dafür umso fantasievoller. Ähnlich verhält es sich an vielen anderen Stellen. An Animationen wird nicht gespart, dennoch – oder gerade deshalb – malt der Film wirklich atemberaubende Bilder. Zudem setzt der Regisseur mehr denn je auf Musical- und Tanzeinlagen, was vermutlich auch der erfolgreichen Bühnenvergangenheit der Geschichte zu verdanken ist. Hier gibt sich die Inszenierung extrem Mühe, teilweise kommen hunderte Statisten zum Einsatz.

Trotz des grossen Anteils an Tradition, schafft es der Film, spielerisch gut in ein neues Jahrtausend zu springen. Walt Disney Filme besitzen oft – ähnlich wie Märchen – eine gewisse Moral. Die Grundaussage des Films ist – in Zeiten einer Flüchtlings«krise» – zwar unverändert aktuell, dennoch gibt es auch neue moralisch hochzuhaltende Inhalte. Schwarze in Zeichentrickfilmen sind natürlich völlig normal, mit LeFou (Josh Gad) – dem Handlanger von Gaston – bekommen wir aber auch das erste Mal einen mehr als offensichtlichen Homosexuellen in einem Disney-Märchen vorgesetzt.

Zu Recht klingt der komplette Artikel bisher wie eine einzige Lobeshymne. Ob es auch Kritik gibt? Nur wenig. Letztlich gibt es einige Probleme bei der deutschen Übersetzung. In Gesangsszenen gibt es, traditionsgemäss, keine Lippensynchronität. Während die Besetzung der Sychronsprecher mehr als löblich ist, wären bessere und ggf. auch bekanntere Sänger ebenso wünschenswert gewesen.

Wie sich Disney vorstellt, dass wir einer künftigen Generationen die alten Stoffe von Zeichentrickfilmen präsentieren? Ich hoffe, genauso wie in «Die Schöne und das Biest». Die Umsetzung ist in jeder Hinsicht fabelhaft und voller Fantasie. Es handelt sich um die, mit Abstand, beste neue Umsetzung eines Zeichentrickfilms und generell einen der besten Filme, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Der Gang ins Kino zahlt sich, dank IMAX 3D, auch für Erwachsene ohne Frage aus – wer Märchen nicht grundsätzlich ablehnt oder als «kindisch» empfindet, sollte sich diesen Meilenstein der Kinogeschichte ohne Zweifel ansehen.

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