Telegram Logo für iOS

Testbericht: Telegram im Check – Ein Account, mehrere Geräte, fragwürdige Sicherheit?

Nachdem WhatsApp den Markt nahezu überrannte und kaum Alternativen in Sicht waren, gab es mit Telegram aus Russland einen interessanten Kontrahenten. Telegram konnte sogar an den Zahlen von WhatsApp kratzen, auch wenn wir «kratzen» tatsächlich fast wörtlich nehmen müssen. Aber steter Tropfen höhlt den Stein! Und so scheint der russische Messenger nach und nach in kleineren Schritten zu wachsen. Wir haben uns die WhatsApp-Alternative im Rahmen unseres grossen Vergleichs einmal genauer angeschaut.

Hier kommt ihr zur Übersicht aller Messenger Apps die wir für euch getestet haben.

Telegram im Check – Diese

KategorieEntwicklerSoftware Version
Messenger AppsTelegram LLCAndroid: 5.10 – iOS: 5.10

Das Inhaltsverzeichnis zum Testbericht


Auf welchen Plattformen gibt es die App?

  • Android
  • iOS
  • Windows Phone
  • Desktop-Apps

Neben den beiden klassischen Apps für Smartphones, gibt es Telegram auch in einer Desktop-Version. Diese kann aus dem Windows Store oder dem macOS App Store geladen werden. Gebt ihr dort eure Telefonnummer ein und verifiziert euren Account per Sicherheitsabfrage, kann es auch schon losgehen. Alle Chats bleiben zwischen allen Systemen immer synchron.

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Telegram Bedienung – Extrem übersichtlich gestaltet

Telegram hat die mit Abstand am besten strukturierte Oberfläche, da sich der Messenger nur auf das wesentliche konzentriert. Allerdings gibt es einige Unterschiede zwischen der iOS-Version und Telegram für Android. So beschränkt sich iOS auf die drei Kernpunkte im unteren Menü: Kontakte, Chats und Einstellungen. Die Android-Version des Messengers hingegen löst dieses über ein Listenmenü in der linken oberen Ecke, wo ihr diese Punkte findet.

Telegram Messenger Oberfläche
Der Telegram Messenger für iOS.

Grundsätzlich ist die Oberfläche beider Versionen aber nahezu selbsterklärend. Der Fokus liegt auf den Chatverläufen und dort startet die App auch nach jedem Öffnen. In den Chats selbst gibt es dann weitere Optionen. Die Büroklammer kümmert sich um alle «zu versendenden Objekte». Das sind Bilder, Videos, Standorte, Dateien oder andere Dinge. Natürlich können auch direkt Bilder geschossen oder auch Audios aufgenommen werden. Hier sind beide Versionen von Telegram nahezu identisch ausgestattet. Minimale Unterschiede gibts lediglich im Look und den Positionen der Knöpfe.


Telegram Sicherheit – Geheime Chats, hohe Intransparenz

Mit der Sicherheit sieht es etwas anders aus, da hier viele Unklarheiten im Raum liegen, die Telegram bisher nicht wirklich oder nur unzureichend beantwortet hat. Als Verschlüsselung nutzt Telegram ein eigenes kryptisches Verfahren, dass dazu dient, eure Chats abzusichern. Allerdings legt der Betreiber das Verfahren nicht offen, was dazu führt, dass man die Sicherheit nicht wirklich nachprüfen kann. Zudem ist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nie standardmäßig aktiviert und muss erst manuell eingestellt werden. WhatsApp macht es hier klar anders und besser.

Das Problem daran ist allerdings, dass eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nur mit der Aktivierung eines «geheimen Chats» einhergeht. Vorher handelt es sich nur um eine Client-zu-Server-Verschlüsselung. Immerhin lässt sich der Chat nach einer vorher eingestellten Zeit komplett löschen. Ein geheimer Chat hat aber auch einige Nachteile: Der Chatverlauf kann nicht auf andere Geräte übertragen werden, da dieser auf dem Smartphone, wo er begonnen wurde, verbleibt.

Es gibt aber noch einen Punkt, den Telegram für die Sicherheit selbst anspricht: Der Messenger will zwar auf eure Kontakte zugreifen um die Nutzung zu vereinfach. Diese sollen aber laut AGBs nicht an Dritte weiterverkauft werden. Wer den Zugriff auf die Kontakte nicht erlaubt, muss diese hinterher händisch hinzufügen, um mit ihnen kommunizieren zu können.


Telegram Features und Funktionen – Alles so wie es sein soll

Grundsätzlich ist Telegram mit dem im Segment üblichen ausgestattet: Egal ob das versenden von GIFs, Stickern, mitteilen von Standorten und vieles mehr. Auch das Blockieren von Kontakten ist möglich, sollte aber auch Standard sein. Zudem sind auch Sprachanrufe möglich, Sprachnachrichten und das Zurücknehmen von bereits versendeten Nachrichten. Vor allem letzteres kann hilfreich sein, denn der Empfänger wird über das Zurücknehmen nicht benachrichtigt.

Wir nennen an dieser Stelle auch gerne nochmal zwei Funktionen doppelt: Telegram bewirbt die «sicheren Chats», die nach einer fest eingestellten Zeit automatisch gelöscht werden. Accounts die länger als 6 Monate nicht mehr aktiv genutzt wurden, werden zudem gelöscht. Darunter auch alle Kontakte und Chatverläufe. Hier kann die Zeit übrigens auch manuell nachgestellt werden.


Telegram: Die Vor- und Nachteile des Messengers

VorteileNachteile
Ein Account, mehrere Geräteintransparente Sicherheit
Übersichtliche OberflächeDatenschutz nicht klar
Chatverläufe immer synchronkeine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (Standard)
Nachrichten zurückziehen
Komplette Kontolöschung möglich
Desktop-Apps

Die beiden grössten Vorteile dürften tatsächlich einmal die Einrichtung sein: Ein Account kann auf mehrere Geräten komplett unkompliziert laufen. WhatsApp ist hier definitiv im Nachteil! Es ist egal ob in weiteren Smartphones SIM-Karten stecken oder nicht. Auch die Chatverläufe sind immer synchron, da sie nicht auf dem Gerät selbst gespeichert werden. Das hat einfach den Vorteil, dass man ohne Probleme immer seine Devices wechseln kann. Sehr praktisch!

Etwas schwieriger hingegen wird es bei der Sicherheit und beim Datenschutz. Telegram bietet hier kaum Einblicke und man weiss tatsächlich nicht, ob es nun wirklich sicher ist oder eben nicht. Die Verschlüsselung ist handgemacht, aber nicht Open Source. Zudem ist es von Haus aus keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, sondern muss diese für jeden Chat einzeln manuell aktiviert werden.

Telegram Chatfenster
So sieht die Oberfläche des Chats aus.

Fazit: Telegram Messenger ist einfach, aber auch sicher?

Telegram ist ein schwieriges Kind. Grundsätzlich funktioniert der Dienst tadellos und der Vorteil, dass ein Account für alle weiteren Geräte dient, liegt mehr als nur auf der Hand. WhatsApp kann das (noch?) nicht und hier ist Telegram tatsächlich bei weitem im Vorteil.

Schwierig wird es hingegen bei der Frage nach der Sicherheit und dem Datenschutz. Die AGBs sind schwammig und vor allem die eigens entwickelte Verschlüsselung gibt Fragen auf. Telegram selbst betont, dass gerade die eigene Verschlüsselung sehr sicher sei, weil niemand Einblicke darin hat. So einfach ist das dann aber nicht, denn bereits das deutsche BKA scheint keine Probleme zu haben in den Messenger einzudringen, um Chats mitlesen zu können. Das liegt aber vor allem an der Sicherheit von Telegram selbst.

Grundsätzlich ist der Telegram Messenger aber keine schlechte App. Wer eine gut aufgebaute Alternative zu WhatsApp sucht und vor allem eine App, die auf allen Geräten ohne zusätzliche Registrierung läuft, ist hier sehr gut aufgehoben. Auch alle wichtigen Feature sind an Bord. Daher solltet ihr diese Entscheidung eher von euren persönlichen Präferenzen bei der Sicherheit abhängig machen. Funktional macht man mit Telegram jedenfalls kaum etwas falsch.

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3 Kommentare zu „Testbericht: Telegram im Check – Ein Account, mehrere Geräte, fragwürdige Sicherheit?“

  1. Pingback: Messenger Übersicht - Diese Apps gibt es, wir haben sie ausprobiert | Pokipsie Network

  2. Hallo Marcel, da scheint es ein paar Missverständnisse zu geben.

    Im Gegensatz zu Whatsapp sind die Apps von Telegram OpenSource, man kann somit vollständig prüfen ob und noch viel wichtiger, wie genau verschlüsselt wird. Telegram selbst dabei auf Standards (AES, RSA und Diffie-Hellman). Das Protokoll ist auch vollständig dokumentiert.

    Links:
    https://telegram.org/faq/de#f-wie-verschlsselt-ihr-nun-genau-daten
    https://core.telegram.org/mtproto

    Neben der Sicherheit ist DER Unterschied zu Whatsapp wohl die Cloud von Telegram, denn sein Konto kann man so auf beliebig vielen Geräten parallel benutzen und sieht immer seine Chats synchronisiert. Das scheint aber dann auch den Nachteil zu haben, daß „Client – Client“-Verschlüsselung in diesem Zusammenhang nicht so komfortabel für die Masse umgesetzt werden kann: https://telegram.org/faq/de#f-warum-nicht-standardmig-alle-chats-geheim und bei den Cloud-Chats die „Client – Server“ und dann wieder „Server – Client „Verschlüsselung benutzt wird (https://telegram.org/privacy#3-3-1-cloud-chats).

    Was man noch erwähnen könnte: Telegram ist ein Non Profit Dienst und kein Dienst, um Gewinn zu machen. Alles wird bei Telegran durch die Spende des Gründers Pavel Durov finanziert. Verkauf von Handynummern macht also wenig Sinn.

    Link: https://telegram.org/faq/de#f-wie-wird-telegram-geld-verdienen

    Pavel Durovs Kanal ist immer sehr lesenswert: https://t.me/durov und das alte Interview von ihm mit Wired ebenfalls, wo er die Hintergründe erklärt und auch erwähnt, wieso Messaging-Dienste kein Geld verdienen sollten:
    https://www.wired.co.uk/article/messaging-apps

  3. Pingback: Testbericht: Threema im Test - Mehr Privatsphäre kommt aus der Schweiz

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