Im Jahr 2014 lieferte Respawn Entertainment mit Titanfall einen Überraschungshit ab. Der Shooter setzte auf einen wilden Mix zwischen Parcours und Shooter. Dabei wurden die Spieler selbst auch durch ihre Titans unterstützt – riesige Mechs, die Menschen bei Weitem überlegen sind. Ein schmaler Grad, in Sachen Balancing und Gameplay, den die Entwickler perfekt gemeistert haben.
Titanfall 2
Trotz des vielen Lobs gab es aber auch einiges an Kritik am Vorgänger. Einerseits wurde das Fehlen einer Solokampagne stark bekrittelt. Der Titel war rein auf Multiplayer ausgelegt, Einzelmissionen bzw. eben eine Kampagne mit echter Story gab es nicht. Andererseits war der Titel nur für die Xbox One und den PC verfügbar. Interessierte Spieler, die eine PS4 besassen, waren aussen vor. Beide Punkte hat Respawn im zweiten Teil klar angegriffen.
In der Kampagne wird der Spieler unmittelbar in die Schlacht geworfen. Eigentlich ist unser Charakter nur ein einfacher Schütze innerhalb der Miliz, aufgrund widriger Umstände werden wir aber schnell zum Interims-Piloten des Titanen BT-7274. Wir befinden uns mitten im Krieg der IMC gegen die Miliz. Die IMC beutet in diesem Zukunftssetting rücksichtslos die Kolonien der Erde aus, zum Leidwesen der Umwelt und der dort lebenden Bevölkerung. In der Unterdrückung wuchs der Widerstand – die Miliz, die die IMC von den äusseren Kolonien wieder verdrängen möchte. Unter dem Strich bekommen wir neun Missionen innerhalb dieser Rahmenhandlung geboten. Die Kampagne besticht weder durch besonders viel Tiefgang noch durch besonders grossen Umfang, nichtsdestotrotz wird die Kritik des Vorgängers sehr erfolgreich entkräftet. Positiv ist die wirklich gelungene, ausgewogene, Kombination der unterschiedlichen Spielmodi – so müssen wir auch in der Single-Player-Kampagne all unsere Fähigkeiten – als Titan und auch als Pilot – einzeln einsetzen. Zudem gibt es im späteren Spielverlauf sogar eigene Waffen, die neue Mechaniken mit sich bringen. Dabei handelt es sich um Spielelemente die rein nur für die Solokampagne entwickelt wurden und den Weg (leider?) nicht in den Multiplayer Teil fanden.
Im Multiplayer Teil gibt es wenig wirkliche Neuerungen, viel mehr konsequente Weiterentwicklungen. Die Bandbreite der Waffen wuchs marginal an. Die unterschiedlichen Builds der Titanen besitzen jetzt grössere Unterschiede, dafür fiel aber auch einiges an Anpassbarkeit weg. Während wir unsere Titanen früher quasi völlig nach unserem Gusto zusammenschrauben konnten, haben wir jetzt fertige Klassen, die nur sehr gering angepasst werden können. Ein kleiner Sprinter mit dicker Kanone kann so beispielsweise nicht mehr konstruiert werden. Trotz allem gewinnt das Spiel durch die neuen Waffen und Klassen mehr taktischen Tiefgang, insofern kann ich diese Entwicklung nur begrüssen. Kleine Notiz noch am Rande: Die sehr umstrittene Smarte Pistole, die Gegner automatisch erfasst und das Zielen damit überflüssig macht, ist nach wie vor verfügbar. Lediglich die sogenannten Burncards haben ihren Weg nicht mehr ins Spiel geschafft, stattdessen gibt es jetzt Boosts. Diese kosten Punkte und können individuell während der Einsätze am Schlachtfeld aktiviert werden. Die Punkte dafür verdienen sich die Spieler direkt während des Kampfs. Eine ebenfalls willkommene Änderung – die Wahl des richtigen Boosts, und auch des Zeitpunkts, wann dieser eingesetzt werden soll, bringt eine weitere – nicht unwichtige – taktische Komponente mit sich.
Nach wie vor ist die Steuerung wirklich gelungen. Aufgrund der vielen verschieden Fähigkeiten – und der Möglichkeit, Piloten wie auch Titanen zu steuern – gibt es viele verschiedene Befehle, die gut über den Controller verteilt wurden. Die Steuerung ist einfach und eingängig, nichtsdestotrotz gibt es für den Spieler viel zu lernen und laufend zu verbessern. Trotz der neuen Features ist das Balancing nach wie vor top – das Spiel schafft es, die Überlegenheit der Titanen laufend zu demonstrieren ohne den Spieler jemals tatsächlich zu frustrieren. Auch ein einzelner kleiner Pilot kann Titanen – nach wie vor – völlig alleine ausschalten, sofern er taktisch klug vorgeht und das Parcouring beherrscht.
Grafisch setzte der Vorgänger Massstäbe innerhalb des Genres und demonstrierte perfekt, was die damals neue Xbox One zu leisten im Stande war. Diesen Anspruch kann der zweite Teil nicht mehr erfüllen. Trotz allem begeistert mich gerade hier der Titel wirklich – das Gameplay in Titanfall ist extrem schnell, die Darstellung hält aber zu jeder Zeit, auch Online, mit und wird ruckelfrei wiedergegeben. Auch nur der kürzeste Lag könnte in diesem Spiel im wahrsten Sinne des Wortes tödlich sein, und hier liefert sich Respawn zum Glück keinerlei Schwächen.
Die Fortsetzung von Titanfall wird es sehr schwer haben. Rund um die Veröffentlichung des Mech-Shooters wurden viele andere, bekannte, Shooter ebenfalls in den Handel gebracht. Der zweite Teil ist eine gute Weiterentwicklung des Vorgängers, der zu dem wirklich einzigartigen Multiplayer-Part jetzt auch eine Solokampange anbietet. Ausserdem wird der Titel nicht mehr exklusiv für Microsoft Betriebssysteme angeboten, insofern können PS4 Spieler erstmalig auch in den Genuss dieses wirklich tollen Spiels kommen.