Mittlerweile ist der Start der «Bourne» Kinofilmreihe bereits 15 Jahre her. Drei Teile wurden mit Matt Damon alias Jason Bourne in der Hauptrolle veröffentlicht, 2007 gab dieser den Ausstieg aus der Filmreihe bekannt. 2012 sollte dann der vierte Teil, diesmal mit Jeremy Renner in der Hauptrolle, erscheinen. Es handelte sich dabei, zum Glück, nicht um eine simple Neubesetzung. Stattdessen wurde die Geschichte eines weiteren Agenten – fernab, aber zeitgleich zum Bourne Programm – erzählt. Die Kritiken und das Ergebnis waren bestenfalls mittelmässig, sodass im neuesten, inzwischen fünften, Teil wieder Matt Damon als Bourne in die Hauptrolle schlüpfen muss.
Jason Bourne
Neben Matt Damon gibt es auch einige andere bekannte Gesichter. Julia Stiles schlüpft wieder in die Rolle von Nicky Parson, der, mit Bourne befreundeten, Hackerin und auch Tommy Lee Jones darf wieder als Robert Dewey die Leitung der CIA übernehmen. Neu ist Alicia Vikander, eine CIA-Analystin, die zu höherem berufen ist. Abgerundet wird das Team durch Vincent Cassel alias Asset, die Hauptwaffe der CIA gegen Bourne.
Die Handlung ist, leider, sehr schnell erzählt. Nicky hackt die CIA und findet weitere Details über die Geheimdienstprogramme «Blackbriar» und «Treadstone» heraus. Nebst Informationen über Bourne selbst findet sie auch Hinweise, die eine ehemalige Verstrickung seines toten Vaters und der aktuellen CIA-Führung nahe legen. Letztlich kontaktiert sie den, mittlerweile abgetauchten und in Abgeschiedenheit lebenden, Jason Bourne in Griechenland. Die Hetzjagd beginnt.
Das Positive vorweg: Die Reihe ist eindeutig, sehr nachdrücklich, im 21. Jahrhundert angekommen und bietet sehr viele aktuelle Bezüge. Das landläufig schlechte Image der CIA wird aktiv im Film verarbeitet, auch der Name «Edward Snowden» fällt. Während Nicky ihren Freund Jason in Athen trifft, findet dort eine Demonstration gegen die aktuelle Landesführung und deren Sparkurs statt. An Realitätsbezug mangelt es dem Film eindeutig nicht. Auch die eingesetzten Techniken und Mechaniken der CIA, um ihre Ziele zu überwachen, wirken sehr modern. Nebst erschreckend genauen Überwachungen via Kameras oder Smartphones werden auch soziale Netzwerke live ausgewertet – schliesslich könnte es ja sein, dass bekannte Gesichter in etwaigen nutzergenerierten Livestreams oder auf Fotos auf Twitter auftauchen. Eine überraschend erfrischende Nähe zur Realität, die den Zuschauer durchaus auch zum Nachdenken anregen kann.
So viel Potential dieses Setting bieten würde, so wenig hat der Regisseur Tony Gillroy daraus gemacht. Die zuvor dargestellte Handlung spiegelt nur die ersten 10 Minuten des Films wider, die restliche Handlung liesse sich leider genauso schnell erzählen. Sie ist zu jeder Zeit höchst vorhersehbar und absolut flach. Letztlich handelt es sich um eine plumpe Verfolgungsjagd durch mehrere Staaten und Städte, die im grossen Showdown endet. Schauspielerisch gibt es keine grossen Schnitzer, aber auch keine nennenswerten Leistungen.
Auch die Charaktere sind alle flach, vorhersehbar und bieten keinerlei interessante Motivation. Vor allem mit der Charaktermotivation hatte ich so meine Probleme. Alte Bourne Teile warfen immer, sehr interessant, die Kontroverse hinter Vereinigungen wie Geheimdiensten und deren Agenten auf. So sehr die Überwachung von Menschen bedenklich sei, auf der anderen Seite handelt es sich ggf. doch um ein notwendiges Übel? Oft hatten die Charaktere, zumindest aus deren Sicht, nachvollziehbare Motive. Im fünften Teil ist die Motivation immer die gleiche – Rache oder Eigennutz – ungeachtet der Opfer. Ethik? Keine Spur! Für das Vaterland? Ach nein, wieso auch, für die eigene Geldtasche oder Macht!
Nach gut zwei Stunden Spieldauer wurde ich ein Gefühl nicht los: Diesen Film bereits gesehen zu haben. Er war 1993 erschienen, Tommy Lee Jones spielte auch hier schon den Antagonisten, die Rolle des Protagonisten übernahm damals aber der, wesentlich charmantere, Harrison Ford. Der Film nannte sich «Auf der Flucht». Insofern ist «Jason Bourne» aus meiner Sicht leider eher ein langweiliger Aufguss statt dem lang erwarteten Reboot. Die Grundzüge des Films könnten durchaus überzeugen, leider hat der Regisseur eindeutig zu wenig davon auch tatsächlich umgesetzt. Dem Abspann zur Folge stammt die Geschichte erneut von Robert Ludlum – ich hoffe, dass dessen Bücher besser und vor allem spannender waren als dieser Film.