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Assassin’s Creed

Templer und Assassinen, die Moderne und Vorzeit, Wissenschaft und Glauben, enge Labore und schnelle Parcours-Szenen. Viele Widersprüche, die «Assassin’s Creed» – kommend von der erfolgreichen, gleichnamigen Videospielreihe von Ubisoft – jetzt auf der grossen Leinwand zu lösen versucht.

Assassin’s Creed

Wir schreiben das Jahr 2016, in den USA ist die Todesstrafe nach wie vor nicht abgeschafft. Callum Lynch (Michael Fassbender – X-Men, Steve Jobs) soll aufgrund eines Mordes durch die Giftspritze hingerichtet werden. Nachdem er für tot erklärt wurde, rettet ihn jedoch der Konzern «Abstergo Industries». Dieser betreibt eine Forschungseinrichtung, die es sich zum Ziel gemacht hat, Gewalt und Aggression zu besiegen. Die Mittel dafür sind fragwürdig – die junge Wissenschaftlerin Sophia Rikkin (Marion Cotillard – Inception, Allied) bringt Callum in den Animus – eine modernes Gerät, mit dem Callum die Erinnerungen seiner Vorfahren erneut durchleben können soll. So begibt er sich auf die Reise nach dem Apfel – ein Relikt, das den genetischen Code des freien Willens enthalten soll. Was anfangs nach einem hehren Ziel klingen mag, ist letztlich nur das vermeintliche Finale eines ewig alten Krieges – dem zwischen Assassinen und Templern.

Neben den beiden bereits genannten Hauptrollen schlüpft noch Brendan Gleeson (Unterwegs nach Could Mountain, Harry Potter) in die Rolle von Joseph Lynch. Jeremy Irons (Batman v. Superman, Casanova) darf den Antagonisten mimen und die bisher eher unbekannte Ariane Label schlüpft in die Rolle von Maria, Michael Fassbenders genialer Sidekick im 15. Jahrhundert. In Sachen Regie kommt Justin Kurzel zum Einsatz, der zuletzt Macbeth verfilmte.

Eigentlich wäre alles angerichtet. Eine erfolgreiche Videospielreihe und einige talentierte Schauspieler. Die Reihe gibt genug Story her, sodass man sich hier gut bedienen könnte. In Sachen Bild ist die Umsetzung auf der grossen Leinwand eindeutig gut gelungen – die Parcours Szenen und Kampfeinlagen sind filmisch gut umgesetzt, selbst die wenigen First-Person Einstellungen – offensichtlich Fan-Service für Videospieler – sind gut gelungenen und stören absolut nicht.

Offensichtlich war dem Regisseur und Drehbuchautoren das Angebot an guten Inhalten zu viel – und man wollte sich nicht so recht entscheiden. Der Film versucht, trotz einer relativ langen Spieldauer von 116 Minuten, zu viel Inhalte zu transportieren. Vor allem am Anfang ist das Tempo viel zu hoch. Ein Sprung von 1492 in die Kindheit von Callum Lynch, dann zu seiner Hinrichtung und fix weiter in die Forschungseinrichtung von Abstergo – um sofort im Animus zu landen. Vor allem Zuschauer ohne entsprechende Vorkenntnisse werden hier Probleme mit dem Erzähltempo haben und könnten durchaus verwirrt werden. Durch die Menge der Inhalte schafft es der Film auch nicht, den Charakteren die notwendige Tiefe zu geben. Keine der Rollen wird wirklich entwickelt, Hintergründe oder Details aus der Vergangenheit erfahren wir nicht. Hier decken sich die Schwächen des Films und der Spiele – Spieler kritisieren bereits seit Längerem, dass die Geschichte an Tiefgang und Hintergründen missen lässt. Die Videospielreihe lebt durch gute Actionsequenzen und gute Parcours – auch diese kommen im Film zu kurz. Insgesamt gibt es drei wirklich gut inszenierte Actionsszenen, angesichts der hervorragenden Qualität aber leider zu wenig.

Alles in allem war es eine gute Entscheidung von Ubisoft, die Spielreihe ein Jahr ruhen zu lassen und quasi stattdessen den Assassinen den Sprung auf die grosse Leinwand zu ermöglichen. Der Film besticht durch eine überraschend gute Story und gute, leider zu wenige, Actionssequenzen. Unglücklicherweise wollte der Regisseur zu viel. Die Konzentration auf weniger Handlungsstränge wäre wünschenswert gewesen, ggf. macht sich die Fortsetzung hier, wo weniger Origin-Storys zu erzählen sind, besser. Trotz allem – ich habe bereits sehr viele, wesentlich schlechtere, Umsetzungen von Videospielen gesehen. Lieber zu viel des Guten als gar kein Inhalt, insofern bietet der Titel zwei Stunden gute Unterhaltung mit bekannten Schauspielern und tollen Bildern.

Schlechte Vorzeichen für einen Kinofilm

Die cineastische Umsetzung von Videospielen ist keine Seltenheit mehr – ganz im Gegenteil. Es scheint, als würde der Traumfabrik der eigene Inhalt ausgehen. Immer mehr bedient sich Hollywood bei Comics und virtuellen Welten. Oder liegt es gar daran, dass diese heutzutage mehr Geld umsetzen können als die eigenen Produktionen?

Bei «Assassin’s Creed» liegt die Sachlage aber etwas anders. Hier versuchte Ubisoft selbst, das Entwicklerstudio bzw. der Publisher der Reihe, die Story auf die grosse Leinwand zu bringen. Es gab lange Verhandlungen mit Sony, ehe man sich dazu entschied das Projekt selbst anzugehen. Auf der Suche nach Filmstudios in Hollywood hatte es Ubisoft freilich nicht leicht. Die Universal Studios mögen ein naheliegender Partner gewesen sein, doch diese gehören zu Vivendi. Ein Medienkonzern, wie Ubisoft aus Frankreich, der seit längerem versucht, die Spieleschmiede zu übernehmen. Was ihnen mit Gameloft im Sommer 2016 gelang, schafften sie mit Ubisoft im Herbst 2016 nicht – vorerst. So entschieden sich die Entwickler letztlich für 20th Century Fox und New Regency Productions, gemeinsam sollten 200 Millionen US Dollar in die Produktion investiert werden. Was lange unter schlechten Vorzeichen stand, wurde letztlich doch gut – und der Film fand Ende 2016 endlich den Weg in die Kinos.

Spielreihe vs. Film

Die grobe Handlung der Videospielreihe und des Films sind eigentlich identisch, die Details aber völlig anders. In beiden Varianten dreht sich grundsätzlich alles um Templer und Assassinen, ebenso um das Auffinden eines heiligen Relikts. Auch die Mechanik bleibt gleich. Abstergo, eine templernahe Organisation, spürt Nachfahren der Assassinen auf, um diese in den Animus und in die Erinnerungen ihrer Urahnen zu schicken. Nichtsdestotrotz ist der Ansatz des Films neu. Der Hauptcharakter war bisher nicht Teil der Videospielreihe, ebenfalls fand diese nie direkt im gleichen Umfeld statt. Auch die Einbeziehung bekannter weltlicher, historischer, Persönlichkeiten ist nicht neu. Doch auch hier gibt es neue Gesichter – so taucht Columbus auf, während es in den Spielen der ebenfalls 1492 lebende Leonardo DaVinci beispielsweise war (Assassin’s Creed II). Wer insofern auf eine 1:1 Umsetzung der Videospiele hofft, wird enttäuscht sein. Meiner Meinung nach geht die freie, aber inhaltliche korrekte, Interpretation durchaus in Ordnung und verleiht der Reihe so eine interessante, zusätzliche Ebene. Quasi ein gelungenes Spin-off oder ein Neben-Handlungsstrang.

Ein bisschen Trivia

Michael Fassbinder selbst spielte nie ein Assassin’s Creed Videospiel, eigenen Angaben zu Folge wusste er nicht einmal von der Existenz der Reihe, ehe er von Ubisoft engagiert wurde.

In Sachen Stunts setzte der Film einige neue Massstäbe. Während Michael Fassbinder und Ariane Label 95% der Kampfszenen selbst drehten, hatten auch die Stuntleute jede Menge zu tun. So führte einer der Stuntleute einen Sprung aus 38 Metern Höhe von einer Mauer aus, der höchste Sprung bisher.

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