Android – Notiz-Apps im Test: Evernote vs. Catch Notes

Seit ich mein Smartphone habe, kann ich mein Gehirn mit anderen Dingen belasten, als mit Jahrestagen, Müllabfuhrplänen, Einkaufs- und To-Do-Listen oder Ideen für neue Blogbeiträge. Wieso auch Dinge merken, wenn man sie aufschreiben, fotografieren, diktieren, zeichnen oder sonst wie manifestieren kann? Da ich diese Einstellung generell vertrete und die mitgelieferte Memo-App auf meinem Galaxy S nicht wirklich meinen eigentlichen Bedürfnissen entspricht, musste eine andere Lösung her. Fündig wurde ich eher zufällig mit der App Evernote.
Da ich der Meinung bin, man kann nur etwas aussagekräftig bewerten, wenn man einen Vergleich hat – und Menschen neigen nun mal dazu, auf Grund von Erfahrungen vergleichend zu bewerten – habe ich nach Alternativen geschaut, sie gefunden und parallel ausprobiert.
Anmerkung: Für beide Apps muss muss man sich online einen Account anlegen.

Getestet habe ich übrigens mit dem Augenmerk auf folgende Kriterien:

  • Sprache
  • Bedienung/Menüführung
  • Arten der Notizen (Test, Foto, Dateien, Video, Audio)
  • Flexibilität zu anderen Netzwerken (Twitter, Facebook, etc.)
  • Verfügbarkeit der Notizen
  • Geschwindigkeit der Datenauf- bzw. Verarbeitung
  • Synchronisationsgeschwindigkeit
  • Installationsgröße und Ressourcenverbrauch

Fange ich also mit Evernote an. Den angemerkten Account kann man nach der Installation der App mit dieser selbst anlegen, oder vorab im Web. Wird die App anschließend gestartet, landet man nach Eingabe der Logindaten im Hauptmenü. Die Accountdaten müssen übrigens nicht bei jedem Start der App eingegeben werden.
Im Hauptmenü stellt man fest: Die App beherrscht Deutsch, was sie auf jeden Fall sympathisch macht. Nebenbei gestaltet sich die Bedienung durch eine simple und logische Strukturierung als sehr einfach.

Im Hauptmenü findet man sieben Optionen zur weiteren Benutzung der App. Ganz oben rechts im Balken ist die Suchfunktion als Lupensymbol untergebracht. Unterhalb des Balkens mit  großen  Symbolen wird man vor die Wahl gestellt, eine neue Notiz zu erstellen, ein Foto zu schießen, alle Notizen anzusehen, die Schlagwörter – oder auch Tags genannt – der bisher verfassten Notizen aufzulisten, sich die Notizbücherübersicht aufzurufen und gemeinsame Notizbücher anzusehen. Erstellt man eine neue Notiz, findet man im oberen Balken einige Symbole.

Mittels des ersten Symbols kann man die Notiz einem Notizbuch zuordnen, mit dem Zweiten wird die Notiz mit Schlagworten/Tags versehen, mit der Büroklammer können Dateien (Bilder, Audio, Video, andere Dateien) angehangen werden, mit dem Fotosymbol können Fotos direkt aus der App heraus (springt zur internen Kamera direkt um) aufgenommen werden und mit dem Mikro demnach Sprachmemos. Soweit zum Erstellen einer Memo. Soll die Notiz gespeichert werden, empfiehlt es sich noch eine Überschrift zu wählen und eventuell einen Inhaltstext hinzuzufügen.
Startet man keine neue Notiz, sondern nimmt man direkt ein Foto auf, landet man nach dem Schießen dessen sofort im Notizzettel, wo man dann wiederum auf die bereits eben erwähnten Mittel zurückgreifen kann, seine Gedanken festzuhalten.

Die Auflistung aller Notizen ist erwartungsgemäß recht unspektakulär und kommt mit Überschrift, Datum und einer Miniaturansicht eines evtl. angehangenen Fotos daher. Praktisch: Die Listenansicht lässt sich per Touch auf “Alle Notizen” (oben links) verändern. Welche Option am besten gefällt, ist Geschmackssache. Probiert es einfach aus. Ebenfalls kann man sich Art der Auflistung nach diversen Kriterien aussuchen.

 

 

 

Zu der Schlagworte-Liste bleibt nicht viel zu sagen. Die Liste ist standardmäßig alphabetisch geordnet und zeit die Anzahl der benutzten Tags. Bei Touch auf eines der Worte werden logischerweise alle damit getaggten Notizen angezeigt.

Wählt man im Hauptmenü Notizbücher aus, hat man die Wahl zwischen den erstellten Notizbüchern. In diesen wiederum findet man die entsprechend abgelegten Notizen. Ein neues Notizbuch lässt sich seltsamer Weise dieses mal nicht über einen Button in der App erstellen. Hierzu ist es von Nöten, über die Menütaste des Telefons ein neues Büchlein zu erstellen. Der Name ist frei wählbar.
Gemeinsame Notizbücher konnte ich soweit leider nicht testen, da man gemeinsame Notizbücher nicht in der App, sondern nur in der Desktopvariante von Evernote erstellen kann. Dort lassen sich dann allerdings bestehende Notizbücher einfügen, mit anderen Nutzern teilen und in der App aufrufen.

Alle Notizen lassen sich übrigens aus Evernote heraus in Facebook veröffentlichen. Verbindet man Evernote über Web mit seinem Twitter-Account, kann man Tweets per Befehl direkt an seinen Evernote-Account senden und dort speichern. Zusätzlich integriert sich Evernote in so ziemlich jede App, die einen Share-Button vorweisen kann. Verbindet man seinen Evernote-Account noch mit Twitter, kann man Tweets an Evernote senden, wo diese dann gespeichert werden.

Noch kurz einige Infos zu den Ressourcen von Evernote.
Laut des Taskmanagers benötigt Evernote dabei im Hintergrund ca. 26 MB des wertvollen Arbeitsspeichers. Beim Arbeiten selbst reagiert die App fix und hakelt nur, wenn der RAM sowieso grade Mangelware ist. Installiert nimmt sie ca. 5,02 MB des internen Speichers ein, natürlich exklusive der gespeicherten Notizen. Diese befinden sich übrigens nur temporär auf dem Smartphone. Sie werden beim Beenden von Evernote automatisch mit dem Server synchronisiert. Erst in der Pro-Version des Accounts kann man die Notizbücher offline vorhalten.

Um das Portfolio zu Evernote abzurunden, hat das Unternehmen noch eine Website, auf der man sich jederzeit in seine Notizen einloggen kann, sowie ein sehr mächtiges Desktopprogramm für PC/Mac zum kostenlosen Download bereit gestellt.


Komme ich zu Catch Notes. Natürlich hat Catch ebenso wie Evernote Stärken und Schwächen. Aber beginne ich von Vorn. Den benötigten Account kann man sich auch bei Catch vorab online oder aus der App heraus erstellen. Nach der Installation ist die App sofort startklar. Es bedarf noch keiner Anmeldung im Account um loslegen zu können. Auch Catch ist auf Deutsch. Catch scheint in allgemeinen etwas träge zu reagieren, was sich allerdings noch in Grenzen hält.

Was bei erster Benutzung wie ein Hauptmenü erscheint, ist gleichzeitig ein Einführungsmenü in die Funktionen von Catch. Hat man keine Notizen verfasst, findet man eine Erklärung zu Catch und was man damit denn überhaupt tun kann. Die vier Symbole darunter erfüllen zweierlei Aufgaben. Klickt man eines dieser Symbole an, blendet sich eine kurze Einleitung mit Beschreibung ein. An sich recht praktisch, erhält man doch gleich ein paar Tipps zur Funktion, bevor man diese mit einem Druck auf „Testen Sie es jetzt!” tatsächlich starten kann. Leider erscheint diese Benachrichtigung jedes Mal, wenn man eines der Symbole nutzt.

 

Sind einige Notizen angelegt, ordnen sich diese über den Einleitungstext und die genannten Symbole ein. Da man natürlich nicht dauernd die Einleitungstexte lesen und einen extra Button bestätigen möchte, bleibt nichts anderes, als ganz simpel einfach das Pluszeichen ganz oben im Balken zu benutzen. Die ist die Schnellstartfunktion zum festhalten einer Notiz und somit auch die einzige Möglichkeit, die Meldungen zu überspringen. Man landet beim Druck auf das Plus automatisch im Erfassungsbildschirm für eine Notiz. Zentrale Lösung und sehr praktisch. Leider suboptimal umgesetzt, wie meiner Ansicht nach die gesamte Aufteilung des Startmenüs. Die Mini-Tutorials hätten sich besser in einem passenden Menü befinden können.

 

In der Notizerfassung bieten sich dann die weiteren Möglichkeiten der Bearbeitung über die Büroklammer. Über diese können bereits im Album liegende Bilder, Sprachnotizen und Erinnerungen hinzugefügt werden, sowie sofort ein Foto zu schießen und dieses hinzuzufügen. Hier kann Catch gegenüber Evernote punkten: Inhalte von QR-Codes können sofort per Scann hinzugefügt werden (QR-Codes Symbol). Catch scheint eine Funktion zu haben, installierte QR-Code-Scanner-Apps zu integrieren, ist eine solche App installiert. So kann der Inhalt eines QR-Codes für spätere Verwendung direkt mit Anmerkungen gespeichert werden. Neben derlei Informationen versteht sich Catch auch auf den Umgang mit Geotags. Diese werden in einer Notiz mit Foto automatisch angehangen, wenn die Geo-Funktion des Smartphones aktiviert ist. Auch bei Tonaufnahmen scheint ein Geotag des GPS-Signals vom Handy an die Notiz mit angehangen zu werden, wie das kleine googletypische Ortssymbol aus Googlemaps verrät. Googlemaps wird dann auch geöffnet, will man den Geotag verfolgen . In der Notiz selbst sieht man für Deutschland die Stadt, sowie Bundesland als Link notiert.
Ich erwähnte noch die Erinnerungen. Man kann einen Zeitpunkt zur Notiz festlegen, zu dem man an diese erinnert werden möchte. Durchaus vorteilig, wenn man die App effektiv nutzt und selbst einen streng geplanten Tagesablauf hat. Die Erinnerung erscheint dann in der Taskleiste des Smartphones wie eine Erinnerung des normalen Kalenders.
Unterhalb der Notiz sieht man übrigens jeder Zeit die bisher vergebenen Tags zur Wiederauswahl. Innerhalb des Textfeldes wird durch ein kleines Symbol das jeweils angehangene Format mit Anzahl angegeben. Gespeichert werden müssen die Notizen alle samt manuell. Will man eine nicht gespeicherte oder veränderte Notiz schließen, wird man jedoch darauf hingewiesen, doch entweder zu speichern, oder zu verwerfen.

Das Speichern erfolgt übrigens lokal auf dem Gerät. Die Notizen werden nicht automatisch mit dem Catch-Server abgeglichen. Hat den Nachteil, dass Notizen evtl. bei Fehlfunktionen der App verloren gehen können. Allerdings hat es auch den Vorteil, dass die erstellten Notizen nicht jedes mal neu heruntergeladen werden müssen, was natürlich natürlich Strom spart. Somit ist man in dieser Hinsicht eine gewisse Unabhängigkeit gegeben.
Wer das Bedürfnis hat, Notizen an soziale Netzwerke zu senden, wird leider enttäuscht. Derlei Möglichkeiten bestehen nicht. Wie Evernote kann man allerdings aus anderen Apps Inhalte mit Catch teilen bzw. an Catch senden.

Eine in meinen Augen fragwürde Option ist die, seine Notizen mit einem vierstelligen Code vor fremden Zugriff zu schützen. Soll heißen: Nach fünf Minuten Inaktivität wird die App automatisch gesperrt und Weiterarbeiten ist nur nach Eintippen des Codes machbar. Dieser Code kann aber jederzeit geändert werden, wenn die App frisch gestartet wurde.

Noch fix die Informationen zum Ressourcenhunger von Catch: Installiert benötigt die App ca. 2,55 MB des Speicherplatzes. Im Hintergrund laufend begnügt sie sich mit ca. 11 MB RAM.


Fazit:
Beide Apps haben ihre Vor- und Nachteile. Allgemein wirkt Evernote vom Menü grafisch wie von der Struktur ausgereifter. Die Idee der Minieinleitungen in Catch ist zwar gut, jedoch sollten die Hinweise nicht jedes Mal beim Benutzen der Buttons im Hauptmenü erscheinen. Die zentralisierte Lösung der Medienhinzufügung über das Büroklammersymbol ist da schon besser umgesetzt. Evernote hat hier für alles mehr oder weniger ein eigenes Symbol. Ob einem der direkte Weg – und dafür mehr Icons – lieber ist, oder eben ein weiteres Menü, muss jeder selbst entscheiden.
Beide Apps sind eingedeutscht und gut verständlich. Evernote scheint durch den größeren RAM-Hunger jedoch auch schneller zu reagieren, als Catch. Catch benötigt ab und an einige Sekunden, bevor sich etwas tut, so dass tatsächlich der Eindruck entsteht, die App könnte sich aufgehängt haben.
Gravierendster Unterschied: Evernote synchronisiert bei jedem Beenden automatisch mit dem Server und behält (bei einem kostenlosen Account) keine Daten auf dem Handy! Catch hingegen lagert alles auf dem internen Speicher und synchronisiert erst dann, wenn man dies händisch von der App verlangt. Die automatisierte Synchronisation hat natürlich den Vorteil, dass fast nichts verloren gehen kann. Allerdings benötigt dies auch jedes mal mehr Strom für die Inanspruchnahme der drahtlosen Datenübertragung – und reizt unterwegs die Bandbreite aus, wenn diese denn überhaupt vorhanden ist.
Beide Apps bzw. Dienstleistungen haben ein monatliches Limit, was das Volumen der Erstellung von Notizen mit Anhängen anbelangt. Bei Evernote muss man sich mit 60 MB begnügen, wohingegen Catch mit 70 MB glänzen kann. Gegen Bezahlung werden diese Grenzen bei beiden Anbietern jedoch hinfällig.

Mein Favorit:
Auf Grund der Tatsache, dass Evernote ein insgesamt sehr abgerundetes Packet mit Weboberfläche und Desktoptool, sowie der top gestalteten App liefert, werde ich diesen Dienst weiter nutzen und Catch von meinem Smartphone verbannen. Catch bietet nämlich nur eine sehr bescheidene Weboberfläche. Hinzu kommt, dass Evernote auch auf Windows Phone 7 Geräten als App existiert, sowie natürlich für iPhone. Hier entfaltet sich dann der Vorteil, Notizen gemeinsam nutzen zu können, umso mehr.

6 Kommentare zu „Android – Notiz-Apps im Test: Evernote vs. Catch Notes“

  1. Vielen Dank für diesen Post…
    Bin auch schon seit einer geraumen Zeit am rumwursteln mit Evernote und Memonic, wobei mir Memonic ein bisschen mehr zusagt …

  2. Vielen Dank auch von mir. Ich hab Evernote schon ausprobiert und mir war es einfach zu mächtig. Ich brauche auch nur ein simples Tool, was mich an bestimmte Dinge erinnert. Das hab ich mit Simple Notepad gefunden. Sharen kann ich auch, Bilder anhängen und all so Zeugs, nur synchronisieren nicht. Da der Meilenstein ohnehin mein ständiger Begleiter ist, ist das irgendwie auch nicht notwendig. Simple Notepad ist leider nur in Englisch (wenn ich alle Optionen gefunden habe) und ohne Account zu nutzen. Da ich die Notes auch in die Dropbox verschieben kann, ist das für mich auch kein Problem. Nachdem Xarem die ZDBox vorgestellt hatte, hab ich die App auch gelockt. Fand ich notwendig.

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  5. Gibt es eine Möglichkeit, die Daten direkt auf den Rechner zu ziehen?
    Es kann doch nicht sein, dass ich Audioaufnahmen erst ins Internet stellen muss?
    Was soll der Krampf?

    Solange es keine Option gibt, die Daten direkt mit auf den heimischen Computer zu kopieren, sind beide Anwendungen imho indiskutabel.

    1. Ich nehme an, du beziehst dich auf Evernote.
      Der Dienst beruht auf der Idee, sämtliche Plattformen synchron zu halten, was das Arbeiten erleichtern soll. Es macht also durchaus Sinn, wenn die Daten automatisch ins Netz geladen werden, damit z.B. ein Foto vom Handy inkl. Anmerkungen beim Starten der PC Software auch dort verfügbar ist.
      Man kann Evernote natürlich auch als einfaches Notizbuch auf dem Smartphone nutzen, ohne es mit dem PC/Mac etc. zu syncen. In dem Fall hast du natürlich recht, dass es dann schwachsinnig ist, jeden Eintrag ins Netz zu laden, da es dann unnötig Bandbreite verbraucht. Sollte das auf dich zutreffen, ist Evernote schätzungsweise nicht die passende App für deine Bedürfnisse.
      Übrigens: In der kostenpflichtigen Pro-Variante des Dienstes ist es durchaus möglich, Daten auch offline zu verwalten.

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